Der Umgangston in der Schweiz ist sehr höflich und zuvorkommend. Das macht die Eingliederung in das neue Arbeitsumfeld angenehm. Manchmal ist er jedoch so höflich, dass Konflikte nicht direkt angesprochen werden. Bleiben Sie aufmerksam.
Der Business Knigge für deutsche Unternehmer in der Schweiz
Erkundigen Sie sich im ersten Vorstellungsgespräch nicht direkt nach Ferien oder Sonderzulagen. In Deutschland mag das üblich sein, in der Schweiz gilt es als unhöflich. Inzwischen ist es normal, dass mehr als ein Vorstellungsgespräch mit einem Kandidaten geführt wird, es können sogar bis zu drei Gespräche stattfinden. So lernt man sich im ersten Gespräch kennen und versucht herauszufinden, ob es passen könnte. Knallharte Facts werden somit eher ab dem zweiten Gespräch angesprochen.
Schweizerinnen und Schweizer haben ein gutes Namensgedächtnis. Grüssen Sie Ihre Kollegen und Geschäftspartner stets mit Namen, auch wenn Sie ihn erst einmal getroffen haben.
In der Schweiz wird trotz aller Zurückhaltung gerne geduzt – über alle Hierarchien hinweg. Diese werden dadurch aber nur scheinbar aufgehoben. Erfreuen Sie sich am freundschaftlichen Umgangston, seien Sie aber nicht zu kumpelhaft. Ein Du macht noch keine besten Freunde.
Stellen Sie sich in Meetings stets mit Ihrem Vornamen oder Vor- und Nachnamen vor. Akademische Titel herauszustellen ist nicht üblich.
Die Schweiz ist nicht nur bekannt für hochwertige Uhren, man hält sich auch akribisch an die Zeitangabe. Auf Pünktlichkeit wird grossen Wert gelegt und Termine beginnen in der Regel frühzeitig.
Beginnen Sie kein Geschäftsgespräch ohne Small Talk – auch wenn Sie es eilig haben. Ein paar Worte zum aktuellen Wohlbefinden müssen sein, das gehört nicht nur zum guten Umgangston. Langfristige Geschäftsbeziehungen basieren auf viel Vertrauen und dieses braucht seine Zeit, bis es erarbeitet ist. Legen Sie am Anfang mehr den Fokus auf gute Geschäftsbeziehungen als auf schnelle Erfolge. Gute persönliche Kontakte bieten langfristig eine bessere Basis für erfolgreiche Verhandlungen.
In Schweizer Unternehmen sind die Hierarchien deutlich flacher als in Deutschland. Das spiegelt sich auch im Umgang mit dem Vorgesetzten wieder. Üblich ist ein kooperativer Führungsstil: Es wird – auch vom Vorgesetzten – mehr diskutiert und zugehört. Projektentscheidungen basieren auf einer breiten Akzeptanz. Das mag Prozesse zwar verlangsamen, Entscheidungen werden aber besser abgestützt und akzeptiert.
Der Schweizer fühlt sich ungern als Befehlsempfänger. Gleichzeitig teilt er nicht gerne Befehle aus. Man bittet lieber um etwas. Diese Bitte ist dann als Weisung zu verstehen.
Deutschen wird häufig eine sehr direkte Art zugeschrieben. Das kommt in der höflichen Schweiz nicht gut an. Auch sollten Konflikte nicht offen, laut und schnell ausgetragen werden. Gehen Sie diplomatisch vor – mit kleinen Häppchen kommen Sie weiter, als mit der kompletten Informationsflut. Kooperation statt Konfrontation.
Legen Sie in Diskussionen vor dem Sprechen eine Höflichkeitspause ein. Damit geben Sie Ihrem Gegenüber Zeit, sich auf Sie einzustellen. Handelt es sich um eine innovative Idee, tasten Sie sich tröpfchenweise vor, um nicht als vorlaut zu gelten. So werden Sie gehört und erhört.
Es gibt nur eine Regel: Verstehen JA; Sprechen NEIN. Vermeiden Sie es ausserdem, an jedes Wort ein -li zu hängen, der Schweizer tut es auch nicht. Schweizerdeutsch als niedlich zu bezeichnen ist ein weiterer Fauxpas, den Sie einfach umgehen können. Denn das hört kein Schweizer gerne.
Informieren Sie sich vorab über das politische System in der Schweiz und seine Eigenheiten. Wer sich gut auskennt, der sammelt Pluspunkte.
In der Schweiz begrüsst man sich mit «Grüezi» und es wird mit einem stimmhaften, etwas lang gezogenen «e» ausgesprochen. Dasselbe mit dem Zürcher Stadtberg «Üetliberg», der ebenfalls mit einem stimmhaften «e» nach dem Ü ausgesprochen wird. Sprechen Sie diese beiden Wörter korrekt aus und Sie hinterlassen einen bleibenden, positiven Eindruck.
Das im Deutschen oft verwendete «Tschüss» zum Abschied wird in der Schweiz nicht gleich verwendet. In der Schweiz sagt man nur Tschüss, wenn man per Du ist. Die korrekte Verabschiedung ohne Du ist entweder «Auf Wiedersehen» oder die Mundart-Kurzform «Adé».
(Bildquelle: © amete/iStockphoto; Textquelle: www.focus.de | Business-Knigge, www.sueddeutsche.de | Vorsicht vor Fränkli und Grüezi, www.sueddeutsche.de | Den Schweizer gibt es als Kollektiv, www.auswandern-handbuch.de | Schweiz-Knigge: Fettnäpfchen die Auswanderer unbedingt vermeiden sollte, persönliche Erfahrungen Handelskammer Deutschland-Schweiz)