Novartis, Roche, Clariant – die Liste der in Bayern aktiven Schweizer Life Sciences-Unternehmen ist lang. Das liegt zum einen an der seit Jahrhunderten engen Verbindung zwischen Freistaat und Eidgenossen. Zum anderen aber auch daran, dass Wirtschaft, Politik und Forschung in Bayern alles dafür tun, Schweizer Unternehmen perfekte Bedingungen zu bieten: von Fachkräften über Förderprogramme und Hubs bis hin zu Chancen für Cross-Industry-Innovationen. Und gerade jetzt ist es besonders einfach, sich als Schweizer Unternehmen selbst ein Bild zu machen. Berchtesgaden, Bad Reichenhall und andere Städte waren einst Teil einer wichtigen Salzstrasse, die Bayern und die Schweiz über Jahrhunderte verband. Der Salzhandel förderte nicht nur den wirtschaftlichen Austausch, sondern schuf auch eine enge kulturelle Verbindung zwischen den beiden Regionen. Die Salzstrasse war eine Lebensader, die Menschen, Ideen und Waren zwischen Bayern und dem Süden Europas transportierte. Diese jahrhundertelange Zusammenarbeit hat tiefe Wurzeln geschlagen und prägt die Beziehung zwischen Bayern und der Schweiz bis heute.
Handelsvolumen von 12,1 Milliarden Euro
Bis heute: Im Jahr 2023 lag das Handelsvolumen zwischen Bayern und der Schweiz bei 12,1 Milliarden Euro. Die Eidgenossen rangieren damit unter den Top 15 der wichtigsten Aussenhandelspartner Bayerns. So ist es nicht verwunderlich, dass rund 4.700 bayerische Firmen in der Schweiz aktiv sind – über 400 von ihnen mit eigener Niederlassung. Andersherum haben sich rund 200 Schweizer Unternehmen mit Tochtergesellschaften oder Produktionsstätten in Bayern niedergelassen. Darunter Swiss Life, Roche und UBS. Ein Beispiel, das für viel Aufmerksamkeit sorgte, ist die 2005 erfolgte Übernahme des bayerischen Generika-Herstellers Hexal aus Holzkirchen durch das Schweizer Unternehmen Sandoz. Der Sitz von Sandoz wurde damals aus Wien nach Holzkirchen in Bayern verlegt, wo die Firma bis heute – neben ihrem Hauptsitz in Basel in der Schweiz – ansässig ist. Diese Fusion steht exemplarisch für die vielschichtigen Kooperationen in Forschung, Entwicklung, Bildung und Technologie, die sich zwischen der Schweiz und Bayern in den letzten Jahrzehnten ergeben haben. Das gilt insbesondere für die Bereiche Life Sciences, Biotechnologie, Healthcare und Pharma.
Enorme Investitionen im Bereich Life Sciences
Einer aktuellen FDI Markets Statistik der Financial Times zufolge beliefen sich die Direktinvestitionen von Schweizer Unternehmen nach Bayern zwischen 2020 und 2024 in den Bereichen Biotechnologie, Pharma und Healthcare zusammen auf fast eine Milliarde US-Dollar. Zum Vergleich: Das Gesamtvolumen der Direktinvestitionen lag im gleichen Zeitraum nur rund 400 Millionen US-Dollar höher bei 1,4 Milliarden. Dieses Übergewicht lässt sich damit erklären, dass beide Seiten in den genannten Feldern weltweit eine führende Rolle einnehmen. Man begegnet sich also auf Augenhöhe. In Bayern ist das der Politik geschuldet, die gezielt Initiativen vorantreibt, um Innovationen zu fördern. Hubert Aiwanger, der Bayerische Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie hob die Biotechnologie gerade erst als eine der «Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts» und für Bayern hervor: «Zwei Drittel der Biotech-Unternehmen in Deutschland sind in Bayern ansässig.» Ziel der Bayerischen Staatsregierung sei es, diesen Wirtschaftsfaktor weiter auszubauen. Daher biete man Biotech-Start-ups gezielt die Rahmenbedingungen, die sie für die Entwicklung neuer Medikamente, Therapien und Dienstleistungen benötigten. Die Pharmainitiative Bayern ist hierfür ein Vorzeigebeispiel. Seit 2015 führt die Staatsregierung im Rahmen des Bayerischen Pharmagipfels einen regelmässigen Dialog mit der Pharmaindustrie. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der bayerischen Pharmabranche zu stärken und optimale Rahmenbedingungen auf Bundes- und EU-Ebene zu schaffen. Dabei stehen Themen wie Arzneimittelverfügbarkeit, Erstattungsfragen, geistiges Eigentum, klinische Forschung, Gesundheitsdaten und das EU-Pharmapaket im Fokus.
Drei Clusterzentren für Life Sciences
Eine zentrale Rolle spielen dabei die drei Clusterzentren München, Nürnberg/Erlangen und Regensburg. Der Schwerpunkt liegt auf der Vernetzung der akademischen Forschung mit der Industrie. Zurückzuführen ist dies in erster Linie auf die räumliche Nähe zu Eliteuniversitäten und global angesehenen Forschungseinrichtungen: Der Wissenschaftscampus Martinsried/Grosshadern ist eines der grössten Zentren Europas für wissenschaftliche Grundlagen- und klinische Forschung, Lehre und Technologieinnovation. Entsprechend viele Ausgründung wissenschaftlicher Einrichtungen gibt es hier – seit 2015 waren es rund 80 Stück, im Schnitt also fast zehn pro Jahr. Aber auch mit BioM, der zentralen Anlaufstelle für die Biotechnologiebranche in Bayern, ist München ein idealer Ort für Gründerinnen und Gründer sowie unternehmerisches Wachstum. Zusammen mit der Fördergesellschaft IZB bietet das Cluster in Martinsried eine aussergewöhnliche Dichte an Biotech-Unternehmen. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich zudem Universitätsinstitute der Ludwig-Maximilians-Universität München und Forschungseinrichtungen wie das Max-Planck-Institut für Biochemie oder das Max-Planck-Institut für Neurobiologie.
Auch Regionen abseits Münchens boomen
Aber nicht nur die Landeshauptstadt, auch andere Regionen unterstreichen den Life Sciences Boom im Freistaat. Bestes Beispiel dafür ist das Medical Valley, das neben Erlangen noch mit weiteren Standorten in Nordbayern vertreten ist. Im April 2017 wurde es vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ausserdem zu einem von zwölf nationalen «Digital Hubs» ernannt – dem Digital Health Hub. Eine ähnliche Erfolgsgeschichte schreibt der bereits seit 25 Jahren existierende und stetig grösser werdende BioPark Regensburg. Das Technologie- und Gründerzentrum vernetzt die wichtigsten Player der Region. Das ist einer der Gründe, weshalb die Oberpfalz eine der am stärksten wachsenden Wirtschaftsregionen Bayerns ist.
Cross-Industry-Innovationen machen Bayern attraktiv
Diese Beispiele aus verschiedenen Regionen Bayerns verdeutlichen, weshalb sich Schweizer Firmen aus dem Life Science-Bereich besonders gern in Bayern niederlassen und enge Kontakte pflegen. Gründe dafür gibt es aber noch mehr: Entscheidend sind auch im Vergleich zur Schweiz oder auch den USA niedrigere Lohnkosten – das Bruttojahresgehalt für Pharmazeuten beträgt zum Beispiel rund 58.000 Euro –, die Grösse des Marktes, dessen Anbindung an Deutschland und Europa sowie der Zugang zu bestens ausgebildeten Fachkräften: 42% aller bayerischen Abschlüsse werden in Naturwissenschaften gemacht, das ist deutschlandweit spitze. Ebenso wie 51.000 Mitarbeitende im Life Science-Sektor. Hinzu kommt, dass der Freistaat auch abseits des medizinischen Bereichs gut aufgestellt ist: etwa in KI, Industrie 4.0, Mobilität oder Fintech. Hidden Champions und Global Player aus diesen Feldern ermöglichen sogenannte Cross-Industry Innovationen – neue Ideen, die entstehen, weil sich Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Disziplinen zusammentun. Das Augsburger Robotikunternehmen German Bionic revolutioniert mit einer perfekten Symbiose von Exoskeletten und KI zum Beispiel schwere körperliche Arbeit, die unter anderem auch in der Pflege eingesetzt werden. Ein Early Adopter der Technologie war die DPD Schweiz, wo die Anzüge schon seit Februar 2022 den Arbeitsalltag der Mitarbeitenden im Depot in Wittenwil erleichtern.
Viele Erfolgsgeschichten: Roche, Novartis, Clariant
Dass die historisch engen Beziehungen zwischen der Schweiz und Bayern eng bleiben, fusst meist auf kleinen unternehmerischen Entscheidungen wie dieser. Nur wer heraus zoomt erkennt das grössere Ganze: Da ist der Schweizer Chemiekonzern Clariant – ein führender Player der Pharmaindustrie –, der seit über einem Jahrzehnt im Rahmen des Projekts MuniCat eine strategische Partnerschaft mit der UnternehmerTUM unterhält. Da ist der im Sommer 2024 vollzogene Merger zwischen Novartis und MorphoSys, einem global agierenden biopharmazeutischen Unternehmen aus Planegg bei München. Und nicht zu vergessen ist Roche. Im Sommer dieses Jahres erfolgte am Standort in Penzberg südlich von München der Spatenstich für eine rund 600 Millionen Euro-Investition in ein neues Diagnostik-Produktionszentrum. Wer aus der Schweiz kommend in Bayern ähnliche Erfolgsgeschichten schreiben möchte, kann von einem kostenfreien und vertraulichen Service Gebrauch machen, der den Start erleichtert: Die Ansiedelungsagentur des Freistaates Bayern, Invest in Bavaria, unterstützt seit 1999 bei allen Fragen, die Standortwahl, Förderung, Netzwerke und Talentsuche betreffen.
Aktuelles Angebot: Deep Dive Journey Life Sciences
Und wer sich selbst ein Bild von den Unternehmen und Möglichkeiten in Bayern machen möchte, hat aktuell die Gelegenheit, sich für die sogenannte Deep Dive Journey Life Sciences anzumelden. Die Reise in die bedeutendsten Life Sciences-Regionen des Freistaates wird im Auftrag des Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie von Bayern International, Invest in Bavaria und der Bayerischen Repräsentanz in der Schweiz veranstaltet. Besucht werden renommierte Unternehmen, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, Cluster und Netzwerke an den Standorten Erlangen, Nürnberg, Regensburg und München – eine Route, die so etwas wie die neue Salzstrasse für die Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Bayern im Bereich der Life Sciences werden könnte.