Fundstück Exklusive Sprachen
11. Jul 2017, Standort | Minderheitensprachen

Exklusive Sprachen in Deutschland und der Schweiz

Kaum ein Land ist so vielsprachig wie die Schweiz. Von sechsundzwanzig Kantonen sprechen die Bewohner in achtzehn Deutsch, in sechs Französisch, in zwei Kantonen Italienisch und in nur einem Rätoromanisch.

Auf Zuhörer üben seltene Sprachen meist einen besonderen Reiz aus, wirken geheimnisvoll und spannend – so auch rätoromanisch.

Etwa 35.000 Schweizer sprechen rätoromanisch

Romantsch, wie die vierte Nationalsprache in der Schweiz auch genannt wird, klingt für Laien wie ein Sprachengemisch aus Italienisch, Latein und Rumänisch, vielleicht so- gar ein bisschen wie Katalanisch. «La Svizra e sias quatter linguas naziunalas» heisst auf Hochdeutsch «Die Schweiz und ihre vier Landessprachen». Viele SCH-Laute und ein rollendes «R» machen die Sprache besonders weich und prädestiniert für romantische Lieder und Gedichte. Tatsächlich spricht aber nur mehr ein verschwindend geringer Teil – etwa 35.000 Schweizer – rätoromanisch. Das Kerngebiet der rätoromanischen Sprache liegt im Südosten der Schweiz, in Graubünden oder rätoromanisch Grischun. Besonders im Vorderrheintal und im Unterengadin ist die Minderheitensprache noch relativ weit verbreitet.

Fördermassnahmen für die vom Aussterben bedrohte Sprache

Manche Sprachwissenschaftler sehen die Sprache vom Aussterben bedroht. Gleichzeitig sind aber viele Schweizer der Meinung, dass Rätoromanisch in den vergangenen Jahren einen Aufschwung erlebt hat. So arbeiten zum Beispiel Behörden von Bund und Kanton kontinuierlich an Förderungsmassnahmen. Den grössten Teil zum Erhalt der Sprache kann jedoch die Bevölkerung selbst beitragen, indem sie aktiv rätoromanisch spricht. Dann wird die fast vergessene Sprache wieder «veiv» (d.i. rätoromanisch für lebendig).

Slawische Sprache im Osten Deutschlands

Die offizielle Sprache in Deutschland ist – kaum verwunderlich – deutsch. Die westgermanische Sprache zieht sich durch alle Landesteile. Allerdings gibt es ganz im Osten einen kleinen Teil der Bevölkerung, die sich zusätzlich einer slawischen Sprache bedienen: In manchen Eckchen von Sachsen und Brandenburg spricht man sorbisch.

Wenige Menschen sprechen noch sorbisch

Doch das deutsche Pendant zum Rätoromanischen zählt nicht mehr viele Anhänger. Tatsächlich in Gebrauch ist Sorbisch heute nur mehr bei etwa fünfzig- bis sechzigtausend Menschen. Die meisten wohnen in der Lausitz und sind sich der Vergänglichkeit ihrer Minderheitensprache bewusst. Laut UNESCO zählt diese zu den 128 bedrohten Sprachen der Erde und ist neben Dänisch, Nord- und Saterfriesisch und Romanes eine der vier geschützten Minderheitensprachen Deutschlands. Sorbisch wird von manchen Hörern als klangvoll, von anderen einfach nur als schwer verständlich beschrieben. Mit über sieben Fällen ist sie auf jeden Fall eines: Mühsam zu erlernen.

Sprachen anwenden und weitergeben

So unterschiedlich die beiden Sprachen auch sein mögen, so ähnlich ist ihre Zukunftsprognose: Werden Sprachen nicht gesprochen und gelebt, geraten sie langsam aber sicher in Vergessenheit. Möchte man eine Sprache also erhalten, gilt es diese anzuwenden und an die nächsten Generationen weiterzugeben. Denn Sprachwissenschaftler wissen heute: Sprache, Denken und Identität sind untrennbar miteinander verknüpft und deswegen ist die Erhaltung der Sprache für Minderheiten entsprechend wichtig.

(Bildquelle: © clodio/iStockphoto)




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