Die richtige Strategie für die Expansion ins Ausland zu entwickeln, ist gar nicht so einfach. Denn die Antworten auf administrative, regulatorische und unternehmerische Fragen werden immer komplexer. Mit dem folgenden Drei-Schritte Plan gestalten Sie Ihr Vorgehen bei der Standortsuche zielgerichteter.
Haben Sie bei einem Ranking schon einmal bewusst auf die Top 4 geachtet? Vermutlich nicht. Der neueste Prognos Zukunftsatlas ist dazu allerdings ein guter Anlass. Denn er zeigt auf, in welchen deutschen Kreisen und Städten Zukunftsbranchen besonders stark konzentriert sind und wo sie am schnellsten wachsen: Auf den ersten vier Positionen sind das mit zweimal München – Landkreis und Stadt – sowie Erlangen und Ingolstadt vier Destinationen in Bayern. Das ist kein Zufall. Denn Bayern ist einer der erfolgreichsten und vielseitigsten Produktionsstandorte weltweit – und ein echter Wirtschaftsmotor für Europa.
Auf der Suche nach einem Standort für die Expansion Ihres Business sind Informationen wie diese Gold wert. Doch gerade, wenn man in einem fordernden und stressigen Expansionsprozess steckt, fällt es oftmals schwer, wichtige Einblicke zu erhalten, Fakten zu bewerten und in Entscheidungen zu verwandeln. Deshalb finden Sie im Folgenden einen ebenso einfachen wie grundlegenden Drei-Schritte-Plan für die Expansion Ihres Unternehmens ins Ausland. Ausserdem erfahren Sie, wie Ihnen die Ansiedlungsagentur des Freistaates Bayern – Invest in Bavaria – bei der Expansion helfen kann, sollten Sie sich für einen Standort in Bayern entscheiden.
Schritt 1: Definieren Sie Ziele und einen klaren Anforderungskatalog
Für die passende Ansiedlungsstrategie gibt es keine Patentlösung. Denn jeder Markt, jede Branche und jedes Unternehmen ist anders. Daher lautet die entscheidende Frage: Was wollen Sie erreichen? Möchten Sie einen neuen Markt erobern, Ihre Produktion ins Ausland verlegen, Forschung und Entwicklung stärken – oder alle drei Aspekte, aber mit einem unterschiedlichen Zeithorizont? Mit Ihrer Antwort auf diese Frage lässt sich die Suche zuspitzen und ein klares Anforderungsprofil für den neuen Standort definieren. Klassische Kriterien sind dabei:
– Verfügbarkeit und Zugang zu Arbeitskräften
– Nähe zu Kunden
– Verfügbarkeit und Zugang zu F&E-Ressourcen
– Verfügbarkeit von und Zugang zu Kooperationspartnern
– Infrastruktur (Verlässlichkeit und Abdeckung)
– Verfügbare Gewerbeflächen
– Kapital und Finanzierungsmöglichkeiten
– Steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen
Priorisieren Sie diese Aspekte am besten von eins bis acht – abhängig davon, wie wichtig sie für das Erreichen Ihrer Ziele sind. Denn kein Standort der Welt wird alle diese Kriterien gleichermassen gut erfüllen. Daher ist es wichtig, zu wissen, an welchen Stellen Sie Kompromisse machen können. Und an welchen nicht. Dann können Sie nach Standorten suchen, die ein maximales Entwicklungspotenzial bieten – also nicht nur in Bezug auf die kurz-, sondern im Idealfall auch bezüglich der langfristigen Ziele eine gute Wahl sind. Darin liegt unter anderem die Attraktivität Bayerns, denn der Freistaat bietet Schweizer Unternehmen kurz- und langfristig aussergewöhnlich viel Potenzial.
Ein Beispiel: Den oben genannten acht Kriterien folgend, würde ein Deep-Tech-Unternehmen im ersten Schritt vermutlich F&E-Ressourcen oder das Finden möglicher Kooperationspartner hoch priorisieren. Die Suche nach einem Innovationsstandort wie Bayern stünde also im Vordergrund. Denn hier findet man dank einer Weltklasse-Hochschullandschaft und diversen Forschungseinrichtungen – u.a. Max Planck und das Fraunhofer Institut – qualifiziertes Personal und verschafft sich durch die enge Vernetzung von Forschung und Industrie einen Vorteil.
Mittel- bis langfristig würden aber weitere Kriterien in den Vordergrund treten, die Bayern ausserdem erfüllt: «Viele Unternehmen wollen mindestens mittelfristig einen neuen Absatzmarkt für sich erschliessen. Die Öffnung hin zur EU – indem man durch den neuen Standort Mitglied der Zollunion wird – ist also ein echter Bonus», sagt Peter Englert, der bei Invest in Bavaria die Investorenbetreuung koordiniert. «Ausserdem spielt gerade für viele eidgenössische Firmen und Start-ups die kulturelle Nähe Bayerns zur Schweiz eine grosse Rolle.»
Schritt 2: Prüfen Sie die Standortresilienz
Gleiches gilt für die Stabilität, die Unternehmen von einem Standort im Ausland erwarten: Die Corona-Pandemie, der Klimawandel und der Ukraine-Krieg zeigen, wie wichtig die Krisenresistenz eines Wirtschaftsraumes ist, soll die Expansionlangfristig von Erfolg gekrönt sein. Folgende vier Aspekte sind im Zuge dessen ganz besonders zu beachten:
1. Ein politisch und regulatorisch stabiles Umfeld: Für das Vertrauen Ihrer Investoren und eine anhaltende Rentabilität ist es zentral, vor plötzlichen politischen Veränderungen möglichst gut geschützt zu sein. Europa ist Schwellenländern in diesem Bereich deutlich voraus.
2. Kontinuierliches wirtschaftliches Wachstum: Wenn Sie nach zuverlässigen Absatzmärkten für Ihre Produkte suchen, ist eine stabile Wirtschaft unerlässlich. Ausserdem benötigen Sie neben einer möglichst hohen Kaufkraft auch Ressourcen wie qualifizierte Arbeitskräfte und eine funktionierende Infrastruktur.
3. Perspektiven für ein «glokales» Business: Die aktuellen Krisen zeigen, wie wichtig es ist, Lieferketten weitgehend mit lokalen Mitteln schliessen zu können, sollten sie global unterbrochen werden – Medizin und Computerchips sind Beispiele dafür, wo ein solches Nearshoring schon jetzt zur gängigen Praxis wird.
4. Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit: Für Unternehmen wird es zunehmend attraktiver, in Länder und Regionen zu expandieren, die politisch und regulatorisch ein umweltverträgliches Wirtschaften sowie Energieeffizienz und -sicherheit gewährleisten.
Um hinter diese Resilienzkriterien einen Haken machen zu können, benötigt man lokale Expertise, wie Invest in Bavaria sie kostenlos zur Verfügung stellt. Greift man zum Beispiel das letztgenannte Thema Nachhaltigkeit heraus, das bei Investoren gerade eine hohe Priorität hat, zeigt sich, dass Bayern nicht nur in der Forschung nach erneuerbaren Energiequellen die Nase vorn hat, sondern auch den Ausbau derselben massiv vorantreibt. Doch wo und wie, dazu braucht es Insiderwissen aus der Region.
«Meine Kolleginnen und Kollegen kennen sich exzellent aus und bieten Unternehmen Einblicke, die über allgemeine Trends hinausgehen», weiss Peter Englert. «Wir teilen gezielt Wissen zu spezifischen, lokalen Initiativen, von denen man im Ausland meist gar nichts weiss.» Sei es zum Bayerischen Aktionsprogramm Energie, das seit 2019 über 70 Einzelmassnahmen auf Landes- und Bundesebene vorantreibt, zu aktuellen Investitionen wie den 5,9 Millionen, die in das bayerische Energieprojekt Windkümmerer fliessen oder regionalen Plänen wie dem Ziel des Flughafens Memmingen, bis 2023 klimaneutral zu sein.
Schritt 3: Checken Sie die Innovationsfähigkeit des Standorts
Lenkt man den Blick abseits der politisch-regulatorischen Aspekte auf die Innovationsfähigkeit eines Standortes, stellt
sich die Frage: Sind eine Stadt oder eine Region so zukunftsfähig aufgestellt, dass sie ihre wirtschaftliche Position nachhaltig untermauern können? Für eine klare Antwort darauf lohnt es sich, das Zusammenspiel der wichtigsten lokalen Player in Betracht zu ziehen:
– Einer starken F&E- sowie Bildungslandschaft
– Einer leistungsstarken global ausgerichteten Wirtschaft mit hoher Bereitschaft in F&E zu investieren
– Einem Umfeld, das Start-ups und Unternehmen fördert
– Einer Politik, die Innovationen mit entsprechenden Programmen unterstützt
Eine Symbiose dieser Akteure ermöglicht spannende Zukunftsperspektiven, wie das Beispiel des Quantum Valley in München zeigt. Diese Initiative fördert die Quantenwissenschaft und -technologien in Bayern mit dem Ziel, wettbewerbsfähige Quantencomputer zu entwickeln und zu betreiben. Dafür arbeiten Forschung, Industrie, Politik und Öffentlichkeit eng zusammen. Das Quantum Valley wird also zur Schnittstelle zwischen Forschung und Wirtschaft – und zum Ausgangspunkt eines Netzwerks mit internationaler Reichweite.
Zusatz-Tipp: Schneller zum Erfolg durch regionale Partner
Mithilfe der drei oben aufgeführten Schritte sollten Sie Ihre Expansion von Grund auf strukturieren können. Unsere Beispiele zeigen aber auch, dass es von Vorteil ist, lokale Expertise hinzuzuziehen. Denn so erleichtern Sie sich die Suche nach einem optimalen Standort enorm.
Ein Partner wie Invest in Bavaria unterstützt Sie dabei, schnell in die wichtigen Netzwerke vor Ort zu gelangen und Kontakte zu den richtigen Partnern, Kunden und Mitarbeitern aufzubauen. Sie sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das bayerische Wirtschaftsleben – gerade im Hinblick darauf, Synergien zwischen etablierten und jungen Unternehmen herzustellen. Ausserdem dienen sie dazu, den direkten Austausch zwischen Wirtschaft und Forschung, Politik und Investoren zu fördern, um gemeinsam Innovationen im Rahmen von Cross-Industry-Projekten voranzutreiben. Davon zeugen nicht nur die bayerischen Cluster, sondern auch neue Netzwerke wie etwa der Digital Health Hub in Nürnberg oder die Mobilityund InsurTech-Hubs in München.
Und falls Sie sich schon in der Schweizer Heimat informieren und netzwerken möchten: Bayern International bietet als erste, im Internet für jedermann zugängliche Informationsquelle die sogenannte «Key to Bavaria» Datenbank. Damit können Sie die Suche nach Produkten, Dienstleistungen und Technologiepartnern in Bayern sofort starten. Oder Sie besuchen Messen wie die SMART SUISSE, die SWISSBAU, beide in Basel, oder das EFCF European Fuel Cell Forum in Luzern, wo Gemeinschaftsstände bayerischer Unternehmen eine erste persönliche Kontaktaufnahme ermöglichen. So sollten Sie möglichst schnell Ihre individuelle Top-Adresse herausfiltern können, um in die Expansion zu starten.