Der Nutzen des Führungsverständnisses 5.0

Der Führung 5.0 liegt eine Dualität zu Grunde, die einerseits das betriebswirtschaftliche Denken und Handeln und andererseits den sozialkompetenten Umgang mit dem Umfeld umfasst. Die Dualität führt zu den beiden Handlungsmaximen Effektivität und Menschlichkeit.

Die Effektivität ist der betriebswirtschaftliche und zielorientierte Aspekt der Führung. Also, wenn unternehmerische Entscheide zu fällen sind, oder wenn das Unternehmen seine Ressourcen optimal auf die Strategie ausrichtet.

Die wichtigste Ressource sind die Mitarbeitenden. Die Handlungsmaxime der Effektivität verlangt, die Menschen im Unternehmen so einzusetzen, dass ihre Kompetenzen und ihr Potential optimal auf die gestellten Aufgaben passen. Verändern sich die Aufgaben, gilt es auch die Zuteilung der Mitarbeitenden zu überprüfen.

Die zweite Handlungsmaxime ist die Menschlichkeit. Im Wesentlichen geht es darum, die Handlungen und die Grundhaltungen im Unternehmen so auszurichten, dass für die Mitarbeitenden ein sicherer Rahmen geschaffen wird, in welchem Kreativität und Innovation gedeihen können. Dafür sollen prioritär die Führungskräfte befähigt werden, ihr Führungsverständnis an der Handlungsmaxime der Menschlichkeit auszurichten.

Gefragt sind Führungskräfte, die nebst der Fachkompetenz über ein souveränes Selbstmanagement und eine vertiefte Selbstreflexion verfügen. Wenn wir uns eine Pyramide vorstellen, dann bilden die Selbstreflexion und das Selbstmanagement die Basis des Führungsverständnisses 5.0 (siehe auch die Darstellung in der Grafik).

Führungskräfte, die sich selber gut kennen und über einen hohen Grad an Selbstakzeptanz verfügen, sind gelassener und haben mehr Kapazitäten, sich mit kreativen Lösungsvorschlägen auseinanderzusetzen. Es hilft, wenn Vorgesetzte ein gesundes Mass an Selbstkritik mitbringen. Die grösste Gefahr lauert darin, dass der Mensch eine trügerische Wahrnehmung von sich selber hat. Dem kann aktiv entgegengewirkt werden, indem man Feedback aus dem Umfeld einholt und beispielsweise liebgewonnene, aber nicht mehr effiziente Vorstellungen loslässt. Auf diese Weise gehen Vorgesetzte mit gutem Beispiel voran und zeigen sich flexibel und veränderungsbereit.

Im Fokus steht das Gestalten von Rahmenbedingungen im Unternehmen, welche eine eigenverantwortliche Aufgabenerledigung durch die Mitarbeitenden fördern und darüber hinaus eine positive Bindung vom Mitarbeitenden zum Team, zu den Vorgesetzten und zum Unternehmen unterstützen. Führungskräfte sind dann nicht mehr «Anführer», sondern Moderatoren der Lösungsfindung wie auch Beziehungsmanager.

Es sind die emotionalen Kompetenzen der Vorgesetzten, welche den Mitarbeitenden die notwendige psychologische Sicherheit vermitteln. Diese ermöglicht, sich selbstsicher zu Gunsten der Firma einbringen zu können, ohne befürchten zu müssen, be- und verurteilt zu werden. Solche Mitarbeitende fühlen sich wohl.

Andererseits geht es um die Stärkung der Widerstandskraft (Resilienz) eines jeden Einzelnen, d.h. die Fähigkeit, schwierige Phasen ohne Beeinträchtigung zu überstehen. Führungskräfte, die ihr Handeln darauf ausrichten, mobilisieren Kräfte und wirken im Umfeld stabilisierend. Wenn Vorgesetzte vorausgehen, wie dies beispielsweise gute Bergführer tun, und dabei eine gesunde Zuversicht und das Vertrauen in die eigene Schaffenskraft ausstrahlen, gibt das allen ein Gefühl von Sicherheit.

Diese Sicherheit führt zu einer hohen Motivation, welche noch verstärkt wird, wenn die Mitarbeitenden erkennen, dass ihre Ideen anerkannt werden und sie einen effektiven Beitrag zum Erfolg leisten können. Dies ist in höchstem Masse sinnstiftend.

Ohnehin ist das Fördern der Motivation eine der zentralen Führungsaufgaben. Die Motivation ist allerdings nicht das Mittel zum Zweck, sondern das Mittel, um Sinn zu vermitteln – zu Gunsten der Mitarbeitenden, welche bekanntlich die wichtigste Ressource im Unternehmen darstellen.

Der Umgang mit der menschlichen Vielfalt ist anspruchsvoll, denn er erfordert eine gelassene Unvoreingenommenheit sowie wertschätzende Kommunikation. Die heutigen herausfordernden Arbeitswelten sind auf Führungspersönlichkeiten angewiesen, die die Vielfalt und das Potential der Mitarbeitenden entdecken und fördern. Denn in diesem Potential liegen die kreativen Lösungsvorschläge, die zu innovativen Produkten und Prozessen führen.

Kürzlich berichtete uns ein Unternehmer aus der Uhrenindustrie von seinen Sorgen, da er seine Qualitätsuhren nicht mehr zu wettbewerbsfähigen Kosten produzieren konnte. Er stand vor der Frage, wie seine Produkte technologisch führend bleiben können – bei gleichzeitig kostengünstigerem Gestalten des Produktionsprozesses. Der Unternehmer animierte seine vielfältigen Mitarbeitenden, welche den Produktionsprozess sehr gut kennen, kreativ zu sein und ihrerseits mutige Lösungsvorschläge einzubringen. Damit fand das Unternehmen zu den entscheidenden Lösungen.

Auf diese Weise schaffen Führungskräfte eine Win-Win-Kultur. Auf der einen Seite setzen sie ihre Mitarbeitenden entsprechend deren Kompetenzen ein, so dass diese ihre Kreativität zu Gunsten des Unternehmens einbringen. Auf der anderen Seite schaffen die Führungskräfte eine Kultur, in der sich die Mitarbeitenden geschätzt und sicher fühlen und in der die Mitarbeitenden gerne und motiviert arbeiten. Dies ist die stabile Basis für eine hohe Leistungsbereitschaft, um gemeinsam die betriebswirtschaftlichen Ziele zu erreichen.

Innovation ist ein starker Treiber des Erfolgs. Aber nur, wer die vorhandene Vielfalt im Unternehmen in Kreativität umwandelt, schafft Raum für innovative, erfolgsversprechende Lösungsansätze. Gerade in Krisenzeiten ist dies ein Muss und kann in vielen Fällen über die Weiterexistenz einer Firma entscheiden.

Gemeinsam ist vielen Firmen in der Schweiz und in Deutschland, dass sie gut ausgebildete und hochqualifizierte Mitarbeitende haben. Bedauerlich ist, dass ein erheblicher Anteil dieser Mitarbeitenden wenig Freude bei der Arbeit verspürt, wie qualifizierte Studien zur Frage der Mitarbeiterzufriedenheit zeigen. In diesen Fällen lassen sich weder die Leistungskraft noch das kreative Potenzial der Mitarbeitenden optimal nutzen, was zu erheblichen Nachteilen für die Unternehmen führt.

Was tun? Wie gelingt es einem Unternehmen die eigenen Mitarbeitenden wieder so zu motivieren, dass sie die Zukunft gewinnbringend mitgestalten?

Hier kann das Führungsverständnis 5.0 mit seiner Dualität von betriebswirtschaftlichem Ansatz und der menschenorientierten Führung unterstützen. Die Führung 5.0. führt zu einer qualitativ besseren Leistung, zu kreativeren Lösungsansätzen wie auch zu einer grösseren Zufriedenheit und Motivation, wovon sowohl die Mitarbeitenden wie auch die Unternehmen langfristig am meisten profitieren.