Neue Wege ist der Wirtschaftsstandort Westfälisches Ruhrgebiet auch 1999 gegangen. Das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik prognostizierte für Dortmund einen Rückgang der Einwohnerzahlen um 10,7 Prozent bis 2010. In Hamm sollte sich der Rückgang zwischen 7 und 9,6 Prozent bewegen – Zahlen, die weit über dem Durchschnitt für kreisfreie Städte lagen. Dem Kreis Unna versprach das Landesamt einen leichten Bevölkerungsanstieg, der wohl dem damals deutlich ausgeprägten Trend der Städter entsprach, «ins Grüne» zu ziehen. Doch das Selbstbewusstsein der Menschen blieb ungebrochen. Die Region konzentrierte sich auf ihre Stärken.
Die Region der IHK zu Dortmund stellt sich vor – Teil 2
Es gab weitsichtige Initiatoren, die schon früh begannen, ihren Blick auf neue Branchen zu richten – wie beispielsweise Informationstechnologie und Logistik. Sie wurden zum Fundament für einen Neuanfang.
Ein anderes Fundament: die historisch gute Infrastruktur. Deren Ausbau hatte sich vor allem die Dortmunder Handelskammer auf die Fahnen geschrieben – quasi schon als Gründungsauftrag. Fast alle Gründungsmitglieder hatten bereits seit 1856 auch im «Canal-Comité» mitgewirkt, das die Erschliessung der Region über Wasserwege und Kanäle entschieden vorantrieb. In den 1920er-Jahren initiierte die Handelskammer den Bau des Flughafens, nach dem Zweiten Weltkrieg die Erweiterung des Dortmund-Ems-Kanals. Acht Jahre wurde daran gebaut, dann war er auch für Schiffe mit 1.000 Tonnen zugelassen. Die IHK war auch treibende Kraft des 1974 gegründeten Verkehrsverbandes Westfalen-Mitte, der eine wichtige Rolle in der regionalen Verkehrsplanung spielt.
Die Region wird heute von einem der dichtesten Strassennetze Europas durchzogen. Bei Kamen kreuzen sich die beiden ältesten deutschen Autobahnen, die Bundesautobahn 1, die in Nord-Süd-Richtung zwischen Heiligenhafen und Saarbrücken verläuft, und die Bundesautobahn 2, die in Ost-West-Richtung Oberhausen und Berlin verbindet. Hamm und Dortmund bilden wichtige Knoten auch im überregionalen Schienenverkehr – für Personen, Güter und Fracht.
Die Strassen und Kanäle, Schienen und Abstellgleise waren einst Versorgungsadern für die Region und Transportwege. Heute sind sie ein wertvolles Pfund, mit dem sich auf vielfältige Weise wuchern lässt. Zwar war es aufwendig, das Logistiknetz so auszubauen, dass es den viel höheren Ansprüchen der Handelslogistik genügt, doch die Arbeit hat sich gelohnt: Im Kreis Unna beschäftigt die Logistikbranche mittlerweile nahezu 17 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. Die logistische Wertschöpfung im Westfälischen Ruhrgebiet findet auch überregional Anerkennung. Im jährlich ausgetragenen Wettbewerb um die Auszeichnung «Logistikstandort des Jahres in NRW» auf der internationalen Fachmesse für Gewerbeimmobilien und Investitionen Expo Real in München reichen sich die Logistikzentren von Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna den Preis seit Jahren reihum immer weiter – ihr Angebot ist NRW-weit konkurrenzlos.
Logistiker von morgen studieren in Dortmund und Hamm. An der TU Dortmund und der SRH Hochschule für Logistik und Wirtschaft lernen sie ihr Handwerk in unmittelbarer Nähe zu wichtigen Unternehmen der Logistikbranche. Näher können Forschung und Praxis nicht beieinanderliegen.
(Bildquelle: Industrie- und Handelskammer zu Dortmund)