Bereits in den 1950er-Jahren, mitten im Stahlboom, hatte die Kammer erste Weichen gestellt, um Dortmund als Technologiestandort zu profilieren. Dass dies einmal ein wichtiger Baustein im Strukturwandel werden würde, ahnte damals noch keiner. Zu gut lief das Geschäft der Traditionsbranchen. Und so nahmen zunächst auch nur Eingeweihte davon Notiz, wie Dortmund weitere Akzente setzte – zum Beispiel 1957 mit der Gründung des ersten europäischen Softwarehauses, des späteren Mathematischen Beratungs- und Programmierdienstes, kurz mbp.
Die Region der IHK zu Dortmund stellt sich vor – Teil 3
Elf Jahre später nahm die Universität Dortmund als eine der ersten im Ruhrgebiet ihren Betrieb auf. Mitte der 1980er-Jahre folgte das TechnologieZentrumDortmund, das Gründer aus dem Bereich IT und aus anderen Technologien unterstütze – wie der Elektronik, der Mikrosystemtechnik und der Biomedizin. Es ist die Keimzelle der heutigen IT-Community der Stadt, zusammen mit dem TechnologiePark. Er ist mit 280 überwiegend IT-Unternehmen und insgesamt 8.500 Beschäftigten einer der erfolgreichsten in Europa.
Das Dortmunder Erfolgsmodell, Wissen und Wirtschaft zu verknüpfen, hat sich längst in der Region herumgesprochen. Hamm hat dieses Programm mit der Hochschule Hamm-Lippstadt beispielhaft umgesetzt. Interdisziplinär und praxisorientiert bildet sie die Ingenieure der Zukunft aus – dank ihrer modernen Ausstattung lässt sie dabei auch Raum für Familie, für internationale Erfahrungen oder auch für einen Beruf.
Wer anschliessend ein Unternehmen gründet, wird im ganzen Westfälischen Ruhrgebiet nach Kräften unterstützt – sei es im Hammer Technologie- und Gründerzentrum Hamtec, im Technologiezentrum Lünen Lüntec oder in den Zentren von Kamen und Schwerte. Die Existenzgründer in den Zukunftsbranchen finden Infrastruktur, Beratung und Vernetzung vor und leisten dafür vor allem eins: Aufbauhilfe an einem Standort, an dem sich Zukunftstechnologien mit solider Ausbildung und interdisziplinärer Forschung zur Wissenswirtschaft von morgen vernetzen.
Was also ist aus den düsteren Prognosen geworden? Die Stadt Hamm registrierte 2013 genauso viele Beschäftigte wie 1980; der Kreis Unna verzeichnet in diesem Zeitraum sogar einen Zuwachs von 10.000 Beschäftigten. Dortmunds Beschäftigungszahlen liegen nur leicht unter denen von 1980. Doch die Tendenz ist eindeutig positiv. In den Krisenjahren 2008/09, als anderswo kräftig Jobs gestrichen wurden, blieb der Arbeitsmarkt in Dortmund, Hamm und im Kreis Unna stabil. Dafür sorgte der traditionell starke Mittelstand, gemeinsam mit grosssen Unternehmen. Von ihnen haben es einige bis an die Weltspitze geschafft.
Zugleich gewann die Region landschaftlich und kulturell deutlich an Attraktivität. Nicht nur am Dortmunder Phoenix-See geniessen die Bewohner Lebensqualität, die noch vor dreissig Jahren als schöner Traum belächelt worden wäre. Hamm widmet sich der Aufgabe, die Auen der Lippe wieder lebenswert zu machen. Und der Kreis Unna verwandelt seine ehemals gewerblich genutzten Flächen in naturnahe Wohnquartiere. Das Umweltzentrum Westfalen in Bergkamen-Heil lehrt über regionale Produkte und naturnahes Leben und zeigt damit, dass Ökologie und Ökonomie kein Widerspruch sind.
Auch das kulturelle Leben ist reichhaltig. Fast jede Stadt in der IHK-Region hat heute ihre eigenen Festivals – sei es das Kinofest Lünen als Publikumsfestival für den deutschsprachigen Film, der Klassiksommer Hamm, das Dortmunder Musikfestival Klangvokal, das Open-Air-Festival Juicy Beats im Westfalenpark oder das «Welttheater der Straße» in Schwerte. Die Kreativwirtschaft zählt in der Region zu den Wachstumsbranchen und ist zugleich ein wichtiger Standortfaktor bei der Suche nach qualifizierten Fachkräften.
Die Botschaft vom gelungenen Strukturwandel verbreitet sich erst allmählich ausserhalb der Region. Imagearbeit bleibt eine Daueraufgabe. Phönix ist aus der Asche gestiegen. Die Geschichte der Region ist die einer einzigartigen Metamorphose.
(Bildquelle: Industrie- und Handelskammer zu Dortmund)