Am ersten Kongresstag zählten wir über 500 Teilnehmende aus siebzig verschiedenen Nationen. Die Reaktionen waren teilweise begeistert, denn wir konnten das Interesse für das – oft nur rudimentär oder gar nicht bekannte – duale Bildungssystem der Schweiz wecken. Bei einer Erstausgabe geht es ja nicht zuletzt darum, das Zielpublikum näher kennenzulernen und seine spezifischen Bedürfnisse auszuloten. Basierend auf diesen Erfahrungen und dem erkennbaren Verbesserungspotenzial haben wir Anpassungen im Hinblick auf die kommenden Kongresse vorgenommen.
«Ein Blick über die Landesgrenzen kann helfen»
Zweifellos von Bedeutung ist die daraus entstandene Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und den USA im Bereich der Berufsbildung. Über diese Erfolgsgeschichte und darüber, was davon zu erwarten ist, wird – neben vielem anderem – am kommenden Kongress berichtet. Weitere Initiativen wurden bereits vorher lanciert, einige in Kooperation mit Trägern des Internationalen Berufsbildungskongresses. Insbesondere betrifft dies das Eidgenössische Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB), das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI), Swissmem sowie SkillSonics (Indien) und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).
Das Anmeldeportal ist seit 1. Dezember letzten Jahres geöffnet. Bereits jetzt haben sich mehrere hundert Teilnehmende aus rund 40 Nationen angemeldet. Darunter sind auch Teilnehmende, die schon die Erstausgabe besucht haben – was uns besonders freut! Aufmerksamkeit konnten wir vor allem durch den im letzten Herbst durchgeführten «call for proposals» erzeugen, also die Aufforderung zur Einreichung eigener Projekte in Zusammenhang mit Berufsbildung. Dabei ging es darum, weltweit Inputs und Anliegen zu sammeln, um damit einen Seminarblock zu gestalten.
Unter den über sechzig Projekten die «richtigen» auszusuchen, war nicht einfach. Doch ich bin überzeugt, dass wir dank der von der Jury getroffenen Auswahl einen spannenden Seminarblock anbieten können. Erfreulich ist auch zu wissen, dass Personen, deren Anregungen keinen Platz im Kongressprogramm fanden, sich «trotzdem» für die Veranstaltung angemeldet haben.
Die Eins-zu-eins-Übertragung eines Berufsbildungssystems von einem Land ins andere ist nur selten möglich – wenn überhaupt. Politische, kulturelle und ökonomische Faktoren differieren zu stark. Hingegen lassen sich einzelne Module durchaus transferieren. Aber es geht auch um die Erweiterung des eigenen Horizontes. Zwar verfügen wir in der Schweiz über ein gut funktionierendes Berufsbildungssystem, das vielen Ländern als Vorbild dient. Dessen ungeachtet gibt es hierzulande weiteres Verbesserungspotenzial; da kann ein Blick über die Landesgrenzen nur helfen.
Nachdem 2014 der Blick stark auf das schweizerische Modell als Ganzes gerichtet wurde, zielen wir jetzt auf einzelne Elemente, die nicht zwingend an das hiesige System gebunden sein müssen. In diesem Zusammenhang soll der Kongress als die Plattform schlechthin für den globalen Erfahrungsaustausch wahrgenommen werden.
Den Austausch fördern wir einerseits am Anlass selbst durch interaktive Programmpunkte und anderseits vor und nach der Veranstaltung. Dazu setzen wir die sozialen Netzwerke sowie ein Netzwerkportal auf der Kongress-Website ein. Last, but not least ist es uns ein Anliegen, die Lernenden stärker einzubeziehen. Einige von ihnen werden am Veranstaltungsort, im Skills Village, «in action» zu sehen sein. Andere begrüssen kleinere Gruppen von Teilnehmenden in ihren Lehrbetrieben vor Ort und gewähren ihnen Einblick in den Berufsalltag eines Lernenden.
Wir spüren einen generellen Spardruck, der augenfällig kontrastiert mit dem allgemein grossen Interesse an der Berufsausbildung. Somit bleibt die Anzahl Unternehmen und Verbände, die sich finanziell am Kongress beteiligen, im überschaubaren Rahmen. Da wir auf ein internationales Umfeld fokussieren, erkennen viele Unternehmen keinen unmittelbaren Nutzen. Das ist schade, denn aus der ersten Kongressausgabe wuchsen viele teilweise auch kleinere Kooperationen, die für beide Seiten bereichernd waren – und sind.
Interview: Werner Knecht
(Bildquelle: vpet-congress.ch)