Rund 14.000 Grenzgänger aus dem Landkreis Waldshut pendeln täglich in die Schweiz zur Arbeit. Für Handwerker, Gewerbetreibende und Dienstleister bestehen erweiterte Absatzchancen – aber auch ein verstärkter Wettbewerb der Anbieter beiderseits der Grenze. Auf deutscher Seite profitiert besonders der Handel von der Kaufkraft des Schweizer Frankens und der Mehrwertsteuer-Rückerstattung für exportierte Waren.
Ein starkes Stück Land
Die intensive Verflechtung über die Landesgrenzen hinweg ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit auf regionaler und lokaler Ebene: «Binationale» Wasserkraftwerke produzieren seit über 100 Jahren umweltfreundlichen Strom; Gemeinden beiderseits der Landesgrenze sichern die gegenseitige Trinkwasserversorgung und Abwasserreinigung; Landkreise und Kantone kooperieren in der Raumplanung, im Nahverkehr, im Rettungswesen, im Bildungsbereich, bei der Abfallverwertung und in vielen anderen Feldern.
Seit 1990 ist der Landkreis Waldshut an den INTERREG-Programmen Oberrhein und Bodensee–Hochrhein beteiligt, mit denen grenzüberschreitende Vorhaben gefördert werden können. In der 1997 gegründeten «Hochrheinkommission» kooperieren das Land Baden-Württemberg, der Regionalverband Hochrhein-Bodensee, die Kreise Waldshut und Lörrach mit den Kantonen Aargau und Schaffhausen sowie der Kanton Zürich als Beobachter.
Auch die 1998 eingerichtete «Randenkommission» organisiert gemeinsame grenzüberschreitende Aktivitäten. Hier arbeiten die Landkreise Waldshut, Konstanz, Schwarzwald-Baar und der Kanton Schaffhausen zusammen.
Schöne Landschaft, starke Wirtschaft. Viele kleine und mittlere Unternehmen prägen die Wirtschaftsstruktur des Landkreises – der Branchenmix ist breitgefächtert. Das produzierende Gewerbe ist das Rückgrat der regionalen Wirtschaft – und beschäftigt ein starkes Drittel der Erwerbstätigen. Schwerpunkte sind Maschinenbau, Metallverarbeitung (Aluminium), Kunststoff- und Gummiverarbeitung, Chemie, Textilindustrie sowie die Holzverarbeitung. Mit rund 2.000 Betrieben und 20.000 Beschäftigten bildet das Handwerk eine starke Säule der Wirtschaft.
Rund 400.000 Ferien- und Kurgäste geniessen jedes Jahr die Schönheit der Landschaft und ihren hohen Freizeitwert. Tourismus und Gesundheitswesen sind besonders im Hochschwarzwald und am Hochrhein wichtige Wirtschaftsfaktoren.
In den breiten Tälern von Rhein, Wehra und Wutach sind einige Weltkonzerne und viele kleine und mittlere Unternehmen aktiv. Aber auch in den ländlicheren Gebieten sind hochspezialisierte Industriebetriebe ansässig, die überwiegend aus traditionellen Familienunternehmen hervorgingen.
Die hohe Kaufkraft des Schweizer Franken und die Mehrwertsteuerrückerstattung für die Warenausfuhr in die Schweiz begünstigen den grenznahen Handel. Der Landkreis verfügt deshalb über ein hervorragendes Einzelhandelsangebot, das weit über dem Niveau vergleichbarer Kleinstädte im deutschen Binnenland liegt. Weitere wichtige Wirtschaftsfaktoren sind Tourismus und Gesundheitswesen. Speziell in den Höhenlagen des Kreises sichern diese Branchen viele Arbeitsplätze – auch in den nachgelagerten Handels-, Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben. Zudem sind hochmoderne Industrie- und Dienstleistungsunternehmen ansässig, darunter Amann Holzbau, Badische Staatsbrauerei Rothaus, Dunkermotoren, Freudenberg oder Hectronic.
Waldshut profitiert von einer klein- und mittelständischen Struktur. Inhabergeführte Unternehmen sind meist viel stärker mit der Region verbunden als Grosskonzerne, deren Wurzeln nicht im Landkreis liegen. Ausserdem können kleinere Unternehmen schneller und flexibler auf Veränderungen am Markt reagieren. Mit überdurchschnittlich hohen Investitionen haben die Unternehmen am Hochrhein in den letzten Jahren die Folgen des Wirtschaftseinbruchs 2008/2009 erfolgreich bewältigt. So liegt die Arbeitslosenquote im Kreis unter der Drei-Prozent-Marke.
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