Dr. Michael Rosenfeld sucht seit über 25 Jahren Fach- und Führungskräfte für den Schweizer Arbeitsmarkt. Dass er international tätig ist, hat mit der geringen Grösse der Schweiz zu tun: «Um eine grössere Auswahl zu haben, suche ich auch im Ausland. Wenn nicht in der Schweiz, so finde ich die geeigneten Personen in den Nachbarländern. Ein Teil der Suchen sind sogar weltweite Suchen – wie in Japan und Amerika. Innerhalb von Europa sind heute Executives aus zum Beispiel Griechenland, Spanien, Portugal und Polen sehr interessiert an Angeboten in der Schweiz.».
Auf die Kulturunterschiede angesprochen meint er, dass die Kultur Bayerns und Baden-Württembergs ähnlicher zur Schweizer Kultur ist, als die der entfernteren Bundesländer. «Doch diese landestypischen Kulturunterschiede spielen eine untergeordnete Rolle. In erster Linie muss die Person zu der Kultur des Unternehmens passen und die kann von Firma zu Firma sehr unterschiedlich sein» erläutert Rosenfeld. So kommen die «Kompetenzen» eindeutig vor den «Nationalitäten» der Kandidatin oder der Kandidaten. Zudem achten Internationale Firmen in der Schweiz inzwischen vermehrt auf Diversität bezüglich Nationalität und Geschlecht im Team.
High Potentials finden
Auf die Herausforderungen eines Executive Searchers angesprochen meint Dr. Michael Rosenfeld, dass diese Branche extrem kompetitiv sei, Geduld und Durchsetzungsvermögen verlange und eine klare Positionierung im Markt essentiell sei.
Die grösste Herausforderung gestaltet die Suche nach High Potentials, die sich noch keinen Erfolgs- und Leistungsnachweis erarbeiten konnten. Diese Nachwuchs-Talente zu suchen und auch zu finden ist aber für viele Positionen im mittleren Management entscheidend. «Mittels strukturierten Interviews eventuell ergänzt durch ein Laufbahn-Assessments finde ich geeignete Leute» verrät Rosenfeld.
Willkommen in der Schweiz
Dr. Michael Rosenfeld gibt aber auch zu, dass die Schweiz für ausländische Führungskräfte nicht nur berufliche Herausforderungen bietet. Auch wenn die Firmenkultur meist international ist, sei die Schweiz gesellschaftlich eher konservativ. So müsse eine Führungsperson nicht nur zur Kultur der Unternehmung passen, sondern auch sensibel gegenüber der gesellschaftlichen Kultur der Schweiz sein. «Dass es beruflich passt, heisst leider noch lange nicht, dass die Integration der Familie gelingt» sagt Rosenfeld.
«Es kommt vor, dass ich mögliche Kandidaten in Deutschland kontaktiere und ihnen eine Position in der Schweiz anbiete. Diese fragen mich heute, ob sie in der Schweiz überhaupt willkommen seien» erzählt Rosenfeld. Damit spricht er die von manchen berichtete antideutsche Stimmungslage in der Schweiz der letzten Jahre an – die auch den Weg in die deutschen Medien gefunden hat. Doch diese bezeichnete sogar der Tagesanzeiger Journalist Martin Ebel im kürzlich erschienenen Text als «medialen Schaum und hektisches Haschen um Aufreger und Auflagen». Im täglichen Berufsleben in den Schweizer Firmen sei keine antideutsche Stimmungslage spürbar, meint Rosenfeld.
Aktuell aber bereitet Dr. Michael Rosenfeld das politische Umfeld in der Schweiz eher Kopfzerbrechen: «Die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative und die Frankenstärke stellen für einen Teil meiner Klienten Herausforderungen dar, die es mir so schwierig wie schon lange nicht mehr machen, die nahe Zukunft für mein Geschäft abzuschätzen».
Wir danken Dr. Michael Rosenfeld für das Gespräch.
(Bildquelle: © Neustockimages/iStockphoto)