Eine Einführung in die Familienstrategie für Unternehmerfamilien
14. Nov 2014, Wirtschaft | Familienstrategie: Teil 1

Eine Einführung für Unternehmerfamilien

Von der «Feldherrenkunst» zum «Muster in einem Strom von Entscheidungen» – der Begriff Strategie hat viele Bedeutungen. Für Unternehmerfamilien heisst es: Ein gemeinsames Ziel definieren und um dieses zu erreichen die Strategie den sich stetig ändernden Umwelteinflüssen anpassen.

Der Begriff Strategie stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet «Feldherrenkunst». Aus der Unternehmensführung abgeleitet bedeutet Strategie der Aufbau von Wettbewerbsvorteilen von morgen – um sich von den Marktbegleitern differenzieren zu können. Der Managementforscher Henry Mintzberg definiert Strategie als «ein Muster in einem Strom von Entscheidungen». 

Es geht darum, dass man sich auf ein Ziel fokussiert und um dieses zu erreichen die Strategie den sich stetig ändernden Umwelteinflüssen anpasst. Arnold Weissman als Experte für Unternehmensstrategien spricht davon, dass «Werte mit Tinte geschrieben werden und Strategie mit Bleistift». Bedeutet also, dass die Werte einer Familie mit Tinte geschrieben sind und nicht stetig veränderbar – eben das Fundament bilden. Dahingegen kann die Strategie der Familie oder des Unternehmens an die sich jeweilig verändernden Umweltbedingungen bestmöglich angepasst werden, um das Ziel zu erreichen. Und gerade die Familienstrategie kann helfen, die oben aufgeführten Herausforderungen zu lösen.

Was versteht man nun im Speziellen unter einer Familienstrategie, die wissenschaftlich nicht eindeutig definiert ist? Wir definieren die Familienstrategie aus unserer Überzeugung wie folgt: 

  • eine gute Familien-Strategie baut auf den bestehenden Verhältnissen auf 
  • bezieht alle Beteiligten in die Entwicklung mit ein 
  • liefert Antworten auf alle Kernfragen 
  • ist handlungsorientiert und konkret (was tun wir, wenn ...) 
  • wird in der Familie gelebt (Familienkonferenzen) 
  • passt sich regelmässig an die dynamischen Entwicklungen der Familie an 
  • gibt klare Orientierung

Es geht also darum, möglichst alle Familienmitglieder mit ihren jeweiligen Motiven, Lebenssituationen und Lebenszielen sowie Rollen unter einen schützenden und klar abgrenzenden «Regenschirm» zu vereinen, sodass alle im «Trockenen» stehen.

Wege zu einer erfolgreichen Familienstrategie

In einer Familienstrategie setzt sich die Familie mit kritischen Fragen auseinander – wie zum Beispiel wofür stehen wir, was tun wir und was tun wir nicht. Das Ergebnis ist eine Gruppe von Individuen mit einem gemeinsamen Blick auf das Unternehmen und die Familie. Ziel sollte es also sein, dass die Familie ähnlich professionell geführt wird wie das Unternehmen und dass es klare Strukturen und Regeln gibt, die einen Orientierungsrahmen für alle beteiligten Generationen bilden.

Die Familienstrategie unterstützt also dabei, die konfliktträchtigen Vermengungen von Führung, Eigentum und Familie von emotionalen und sachlichen Motiven in den Griff zu bekommen und das natürliche Ziel jeder Unternehmerfamilie zu verwirklichen: «Unternehmen und Vermögen für die kommenden Generationen zu erhalten, zu vermehren und den Familienzusammenhalt zu stärken».

Familienfassung als Ziel einer Familienstrategie

Stellt man sich das Phänomen der Unternehmerfamilie als drei sich gegenseitig überschneidende Kreise vor – Familie, Unternehmen, Gesellschafter – so gilt es diese mit einer Familienstrategie zu umspannen. Folglich sollten die jeweiligen Personen aus den Kreisen unter einem gemeinsamen Schirm zusammengehalten werden – möglichst im Konsens, mit dem sich jeder Beteiligte identifizieren kann.

Die Familienstrategie mündet also in einem kommunikativen Prozess, der sich über mehrere Monate erstreckt. Während dieser Zeit kann die Familie extern moderiert und begleitet werden – mit dem Vorteil, dass sich die einzelnen Familienmitglieder offen über ihre jeweiligen Empfindsamkeiten äussern können und gemeinsam in der Familien Lösungen schaffen. Diese Lösungen als Ergebnis des Prozesses gilt es dann schriftlich zu verankern und von allen beteiligten Familienmitgliedern unterzeichnen zu lassen. Die Unterschrift stellt ein emotionales Kommittent an die Strategie dar und ist nicht juristisch bindend. Anschliessend sollten die Ergebnisse in juristisch/steuerlich bindende Dokumente überführt werden.

Ziel einer gemeinsamen Familienverfassung ist es, eine Einheit aus der Familie zu bilden. Diese kann sich mit der erarbeiteten Verfassung und der in ihrer Sprache und Familienkultur angepassten Formulierung über Generationen identifizieren – und mit einer Stimme nach aussen sprechen.

Diese eine Stimme ist auch besonders aus der Perspektive von externen Anspruchsgruppen entscheidend – wie eben dem eigenen Familienunternehmen: Die Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit der Familie dem Unternehmen gegenüber wird transparent gestärkt und die Überlebensfähigkeit gesteigert.

Fazit

In der Summe hilft die Familienstrategie eine klare, zukunftsweisende Richtung nach innen vorzugeben und einen gemeinsamen Zusammenhalt nach aussen zu bekräftigen. Dies führt die Familie emotional zusammen und stärkt sie mit einer aktiv gelebten Familienkultur.

Die Familie ist die leistungsfähige aber auch störungsanfällige Kraftquelle – und diese gilt es über Generationen hinweg in Einklang zu halten und institutionell zu pflegen. So bleibt die Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit der Unternehmerfamilie gesichert.

Eine Strategie gilt es stetig zu hinterfragen und anzupassen. Sie ist eine Art Family Office, das nur der Familie gegenüber verpflichtet ist. Es kann sich anbieten die Strategie gemeinsam stetig zu reflektieren und den aktuellen Umständen anzupassen.

>> zum 2.Teil der Artikelreihe: Familienstrategie Teil 2: Die 4 Herausforderungen für Familienunternehmen


(Bildquelle: © GlobalStock/iStockphoto)




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