Entstanden ist das Projekt aus einem Wettbewerb des Initiativkreises Ruhr - ein Zusammenschluss von ca. 70 führenden Unternehmen aus dem Ruhrgebiet. Die mittlerweile über 125 Einzelprojekte können den Handlungsfeldern Wohnen, Arbeiten, Mobilität, Energie und Stadt zugeordnet werden. Ein Grossteil davon wird bereits umgesetzt und konnte teilweise schon abgeschlossen werden. Künftig dient Bottrop als Vorbil für die Erneuerung des Ruhrgebiets. Und aufgrund der heterogenen Struktur ist auch eine Übertragung auf andere Städte gewährleistet.
«Blauer Himmel, Grüne Stadt»
Der Ansatz, mit dem die Ziele der InnovationCity Ruhr erreicht werden sollen, lässt sich als «Energiewende von unten» beschreiben. Einzelne (Bestands-)Gebäude werden energetisch saniert und mit Anlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung ausgestattet. Mit einer kombinierten Nutzung verschiedener Technologien - z.B. Photovoltaik, Wärmepumpen und Stromspeicher - kann sichergestellt werden, dass sich ein Haus fast ausschliesslich autark versorgt. Die dabei gewonnene Energie kann auch durch intelligente Energiemanagementsysteme an umliegende Gebäude weiter verteilt werden, sofern sich diese aufgrund äusserer Umstände nicht selbst versorgen können. Diese Vernetzung bis zu der Ebene ganzer Stadtquartiere führt dazu, dass Energie lokal erzeugt und auch verbraucht werden kann. So sinkt der Energieverbrauch einzelner Nutzer und die dezentrale Energieerzeugung wird gesteigert.
Lokale Energieerzeugung in den eigenen vier Wänden ist nur wenig effizient, insbesondere wenn die Energie wieder unkontrolliert aus dem Gebäude entweichen kann - z.B. in Form von Wärme. Deshalb darf auch das Thema Dämmung nicht ausser Acht gelassen werden. Sowohl die Gebäudehülle als auch Türen und Fenster müssen entsprechende Dämmwerte vorweisen, um die Energieeffizienz zu steigern. Darüber hinaus sind der Austausch von alten Elektrogeräten und die Nutzung von Hausautomationstechnologien sinnvoll.
Die Inhalte des Projektes InnovationCity Ruhr beschränken sich aber nicht nur auf Strategien, Planungsprozesse und Beratungsangebote. Unter den 125 Einzelprojekten sind zahlreiche Vorhaben, die konkret veranschaulichen, wie Energie und CO2-Emissionen eingespart und auf deren Basis neue technologische Standards entwickelt werden können.
Ein beispielhaftes Leuchtturmprojekt ist der Bau der Bottroper «Zukunftshäuser+». Bei diesem Projekt werden zusammen mit den Hauptwirtschaftspartnern RWE Effizienz GmbH, VIVA-WEST Wohnen GmbH und Bayer MaterialScience drei Bestandsgebäude aus den Kategorien Einfamilienhaus, Mehrfamilienhaus und Geschäftshaus zu Plus-Energie-Häusern umgebaut. Die in einem deutschlandweit einzigartigen Wettbewerb ausgewählten Häuser erzeugen nach dem Umbau mehr Energie, als ihre Nutzer im Gebäude verbrauchen. Energieüberschüsse werden ins Netz eingespeist und im nächsten Schritt direkt genutzt - z.B. zum Laden von Elektrofahrzeugen.
Dieser neue Ansatz bei der Sanierung von Bestandsgebäuden kann nur unter Verwendung innovativer Technologien erreicht werden. Viele Hersteller beteiligen sich an diesem Projekt mit modernen, teils neu entwickelten Produkten, um so zu zeigen, was bei der energetischen Sanierung von diesen Gebäudetypen möglich ist (nähere Informationen zu diesem Projekt unter www.zukunftshaus.org).
Ein weiteres «erlebbares» Projektfeld ist die Elektromobilität. Dazu zählt unter anderem ein Verleihsystem, bei dem die Bottroper Bevölkerung Elektro-Fahrräder (Pedelecs) kostenlos und Elektro-Roller gegen eine geringe Gebühr leihen können. Darüber hinaus können Anwohner des Pilotgebiets kostenlos einen Renault Twizy Probe fahren. So bietet sich jedem Interessenten die Chance, Elektromobilität selbst zu er«fahren». Ergänzt wird dieses Angebot durch den Ausbau des Carsharing-Programms «RUHRAUTOe» mit Elektrofahrzeugen. In Zusammenarbeit mit einer Wohnungsbaugesellschaft haben Mieter die Möglichkeit, moderne E-Fahrzeuge für wenige Stunden oder ganze Tage entgeltlich zu nutzen.
Neben den genannten Vorhaben existieren noch zahlreiche weitere Einzelprojekte - wie zum Beispiel die bundesweit energieeffizienteste ARAL-Tankstelle im Pilotgebiet. (Eine Übersicht zu allen Einzelprojekten finden Sie unter www.icruhr.de).
Der ganzheitliche Ansatz ist ein integraler Bestandteil der InnovationCity Ruhr. Ein klimagerechter Stadtumbau kann nur bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Zusammenwirkens verschiedener technischer, sozialer und wirtschaftlicher Aspekte gelingen. Dementsprechend müssen die einzelnen Projekte zur inhaltlichen Abstimmung und zur Nutzbarmachung von Synergieeffekten in einen Gesamtrahmen eingebunden werden. In einem strukturierten Planungsprozess werden die Grundlagen für die Umsetzung des Projekts bis ins Jahr 2020 und darüber hinaus gelegt. Die Bottroper Bevölkerung wird aus diesem Prozess nicht ausgeschlossen – im Gegenteil. Jeder Bürger hatte die Möglichkeit, bei öffentlichen «Bürgerwerkstätten» seine Anregungen und Ideen einzubringen und so selbst am Erfolg der InnovationCity Ruhr mitzuwirken.
Die in einem Innovationshandbuch dokumentierten Erfahrungen und Prozesse bietet die InnovationCity Management GmbH anschliessend auch als Consulting-Leistung bei vergleichbaren Projekten weltweit an. Kommunen, Stadtwerke, regionale Energieversorger, Industrieunternehmen sowie Betreiber von Gewerbe- und Industrieparks können so dem Beispiel der Modellstadt Bottrop folgen und die Energieeffizienz wie auch die dezentrale Energieerzeugung in ihren Liegenschaften steigern.
Titelbild: Bernd Tischler, Oberbürgermeister der Stadt Bottrop
(Bildquelle: Pressestelle Stadt Bottrop)