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3. Okt 2014, Finanzen | Schweizer Markt

KMU dominieren M&A–Aktivitäten

Die kleinen- und mittelständischen Unternehmen spielen eine immer grössere Rolle im Schweizer M&A-Markt: Im ersten Halbjahr 2014 waren KMUs an insgesamt 103 Transaktionen beteiligt – das ist mehr als die Hälfte aller Transaktionen.

Die grossen M&A-Akteure sorgten im ersten Halbjahr zwar für Volumen und medienwirksame Schlagzeilen, doch der Schweizer M&A-Markt wird bezüglich der Transaktionsanzahl klar von kleinen- und mittelständischen Unternehmen (KMU) dominiert. So sind die Schweizer KMU – trotz des starken Schweizer Frankens – nach wie vor das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft und attraktive Ziele für ausländische Investoren. Die KMU mischen aber auch als Käufer an vorderster Front mit – sowohl im Heimatmarkt als auch ausserhalb der Schweiz.

Transaktionsanzahl leicht gesunken, Volumen stark gestiegen

Der Schweizer M&A-Markt präsentiert sich im ersten Halbjahr 2014 kontrastreich: Die Anzahl Fusionen und Übernahmen von Schweizer Unternehmen ist leicht zurückgegangen. Der Gesamtwert der Transaktionen mit Schweizer Beteiligung ist dafür im Vergleich zum ersten Halbjahr 2013 von 19 Milliarden auf 115 Milliarden US-Dollar explodiert. Damit wurde der Rekord von 90 Milliarden US-Dollar vom ersten Halbjahr 2012 übertroffen.

Dieser neue Rekord kam durch die starke Zunahme von Mega-Transaktionen (mehr als CHF 1 Milliarde pro Transaktion) zustande. Im ersten Halbjahr 2014 fanden bereits 12 Mega-Transaktionen statt; eine beeindruckende Zahl verglichen mit den insgesamt neun Mega-Transaktionen im gesamten Jahr 2013. Als entgegengesetzter Trend zu den Grossfusionen wurde im KMU-Segment im Vergleich zum ersten und zweiten Halbjahr 2013 ein leichter Rückgang beobachtet. Dieser ist hauptsächlich auf eine Abnahme rein inländischer Transaktionen zurückzuführen.

Insgesamt hat die Anzahl der Transaktionen von 181 auf 166 leicht abgenommen.

Unterschiedliche Branchentrends

Die drei aktivsten Sektoren zwischen Januar und Juli 2014 waren:

  • Industrie (30 Prozent aller Transaktionen)
  • Konsumgüter und Dienstleistungen (22 Prozent)
  • Technologie und Medien (15 Prozent)

Nur noch sechs Prozent der gesamten M&A-Transaktionen fanden in der Finanzdienstleistungsbranche statt. Die regulatorischen und rechtlichen Unwägbarkeiten, die in der zweiten Hälfte des Jahres 2013 beobachtet wurden, sind mit ein Grund dafür, dass dieser Wert in 2013 um 11 Prozent abnahm. Auch wurde im Bankensektor ein neuer Trend weg von «traditionellen» M&A-Transaktionen festgestellt. Verstärkt im Zentrum stehen «Asset-Deals». In deren Rahmen werden nicht mehr ganze Gesellschaften, sondern nur noch Kundenportfolios verkauft. Diese Transaktionsstruktur kann helfen, die regulatorischen Risiken zu reduzieren, sowie die Einhaltung der Steuervorschriften gegenüber den Behörden sicherzustellen – wie beispielsweise dem US-«Foreign Account Tax Compliance Act». Solche Transaktionsstrukturen erlauben einen Teilverkauf von einzelnen Bereichen und Portfolios.

Die Motoren des M&A-Marktes

Im letzten Halbjahr waren Schweizer KMU an 103 Transaktionen beteiligt – das sind 62 Prozent aller Schweizer Transaktionen. Diese 103 Transaktionen setzten sich zusammen aus:

  • 38 Inland-Transaktionen
  • 35 Inbound-Transaktionen
  • 30 Outbound-Transaktionen

Die Gesamtzahl der Inland- und Inbound-Transaktionen mit Schweizer KMU-Beteiligung beläuft sich auf 73. Das entspricht 81 Prozent der gesamten Inland- und Inbound-Transaktionen mit Schweizer Zielunternehmen. Dies zeigt einmal mehr, wie wichtig KMU für die Schweizer Wirtschaft sind.

Deutschland agiert als einer der Hauptpartner der Schweizer KMU bei M&A-Aktivitäten. Im Laufe des ersten Halbjahres haben Schweizer KMU sechs Akquisitionen in Deutschland ausgeführt – das heisst 20 Prozent der gesamten Outbound-Transaktionen. Parallel waren deutsche Firmen an sieben Inbound-Transaktionen beteiligt – das heisst an 20 Prozent aller Inbound-Transaktionen. Die geographische und kulturelle Nähe, sowie solide geschäftliche Beziehungen (Import und Export), machen aus der Schweiz und Deutschland ideale Partner.

Die Schweizer KMU profitierten hier von der positiven Entwicklung ihrer Geschäfte, der gesunden Schweizer Wirtschaft, dem starken Schweizer Franken sowie dem erleichterten Zugang zu Fremdkapital für die Realisierung von externem Wachstum.

Schweizer Banken unterstützen M&A

Eine der Bedingungen für die Umsetzung der Entwicklungspläne und Investitionen der Schweizer KMU ist die Fähigkeit der Führungskräfte, Finanzierungsquellen zu finden. Alternative Finanzierungsarten bleiben Large Caps vorbehalten. Die Bankfinanzierung bleibt weitgehend die bevorzugte Finanzierungsquelle für Schweizer KMU. Der Gesamtbetrag der Kreditlinien für KMU wird auf rund 400 Milliarden CHF geschätzt. Dieser Betrag kommt zu 36 Prozent von den Kantonalbanken, gefolgt von den grossen Banken (UBS, Credit Suisse) und Raiffeisen.

Positiver Trend im M&A-Markt hält an

Im zweiten Halbjahr 2014 bleibt der allgemeine Trend im Schweizer M&A-Markt voraussichtlich positiv. Neben der wachsenden Wirtschaft treiben auch die gesunden Schweizer Unternehmen und die historisch niedrigen Zinsen die Entwicklung des Schweizer M&A Marktes weiter an. Dynamischere «Large Caps» sowie das erneuerte Interesse von Investmentfonds und die Rückkehr der öffentlichen Transaktionen (IPO- und Übernahmeangebote) sind positive Zeichen für die kommenden Monate.

Diese Erwartung bestätigt auch das Ergebnis der im zweiten Quartal 2014 von Deloitte durchgeführten CFO-Studie: 75 Prozent der CFOs erwarten für die kommenden zwölf Monate ein positives Schweizer Wirtschaftswachstum. Zusätzlich rechnen 81 Prozent der CFOs mit steigenden Umsätzen in ihrem Unternehmen – 41 Prozent erwarten eine Verbesserung der Betriebsmargen. Das Staatssekretariat für Wirtschaft prognostiziert für 2015 einen Anstieg des BIP um 2.2 Prozent und bestätigt damit ebenfalls diesen positiven Trend.

Die Deloitte-CFO-Studie zeigt, dass 72 Prozent der CFOs planen, die M&A-Aktivitäten in der Gesellschaft zu stärken – gegenüber 61 Prozent im Q1 2014. Die Nachfolgethematik bleibt weiterhin aktuell. Mehr als 25 Prozent der Schweizer KMU-Besitzer planen die Übergabe ihrer Unternehmung an geeignete Nachfolger innerhalb der nächsten fünf Jahre. Es kann davon ausgegangen werden, dass es in der zweiten Jahreshälfte 2014 mehr M&A-Aktivitäten geben wird und dass die Schweizer KMU weiterhin ganz vorne mitmischen.

(Bildquelle: © pastorscott/iStockphoto)




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