Seit vielen Jahren ist der Finanzsektor ein äusserst wichtiger Wirtschaftszweig im Kanton Tessin. Aktuell generiert er einen Bruttomehrwert von 2.3 Milliarden Franken bzw. 10% des kantonalen BIP. Mit mehr als 10.000 Fachkräften - ohne Berücksichtigung der branchennahen Angestellten - ist der Sektor auch wirtschaftlich mehr als relevant. Allein Lugano zählt über 60 Hauptsitze von Bankinstituten. Trotz langer Tradition erlebte der Tessiner Finanzplatz seinen grössten Aufschwung erst in den sechziger und siebziger Jahren. Ausschlaggebend waren in erster Linie italienische Private Banking-Kunden, die aufgrund der damaligen politischen Verhältnisse in ihrer Heimat ins Tessin kamen. Hierfür spielte zweifellos die geografische Nähe und die kulturelle Affinität zur benachbarten Halbinsel eine beträchtliche Rolle. Weit entscheidender waren aber jene Werte, die ohnehin traditionell mit der Schweiz in Verbindung gebracht werden. Dazu zählen solide politische Verhältnisse, stabile wirtschaftliche und monetäre Rahmenbedingungen sowie Rechtssicherheit. Nicht zuletzt überzeugte auch die Professionalität der Vermögensverwalter, deren Fertigkeiten sich parallel zum Wachstum des Finanzplatzes stetig weiter entwickelten.
Damit lag der Motor für die sprunghafte Entwicklung in der Kombination der Private Banking-Leistungen für die zahlreich zuziehende italienische Kundschaft. Und Lugano wurde in kurzer Zeit zum drittgrössten Finanzplatz der Schweiz – nach Zürich und Genf. In den letzten Jahren hat sich diese Bindung jedoch stark gelockert, insbesondere seit zahlreiche neue Märkte zugänglich wurden, etwa in Osteuropa, Südamerika und im gesamten Mittelmeerraum. Zudem haben sich im Tessin seit der Jahrtausendwende ganz neue Finanzdienstleister angesiedelt, u.a. eine beachtenswerte Gemeinschaft von internationalen Asset Managern und eine kleine, aber bedeutende Gruppe von commodity trading-Gesellschaften.