Neue Modelle von Baureihen kommen heute in immer kürzeren Abständen auf den Markt. «Kundengeschmack, neue Karosserieformen, Elektronik-Features und insbesondere Weiterentwicklungen hinsichtlich Energieeffizienz begründen diesen Trend», so Automobilexperte Professor Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen.
Dennoch sind die Neuzulassungen in 2012 gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunken: laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) um minus 2,9% bzw. minus 91.000 Einheiten. Auch hat sich nach der KBA-Statistik das Durchschnittsalter eines in Deutschland zugelassenen PKW seit Beginn des Milleniums auf 8,7 Jahren erhöht - gegenüber 8,5 im Vorjahr und 7,2 in 2001. Danach sind 1,7 Mio PKWs bereits 20 Jahre und älter. Fahrzeuge sind haltbarer geworden, «und es werden weniger Kilometer gefahren, sodass das Alter gemäss Tacho geringer ist», sagt Dudenhöffer.
Attraktive Neufahrzeuge senken Haltedauer
Laut einer Studie der puls Marktforschung GmbH von Juli 2012 hat sich die Haltedauer eines Fahrzeugs über die Jahre hinweg deutlich reduziert. Durchgeführt wurde die Online-Befragung mit 1.000 Personen, die den Autokauf planen bzw. vor Kurzem ein Auto gekauft haben. Danach hat sich die durchschnittliche Haltedauer eines Fahrzeugs von 8,6 Jahre in 2006 auf 5,6 Jahre in 2012 signifikant reduziert. Jüngere Autokäufer bis 30 Jahre wechseln ihr Fahrzeug im Durchschnitt sogar bereits alle 4,1 Jahre, die 31- bis 50-Jährigen alle 5,7 Jahre und die über 50-Jährigen alle 6,9 Jahre. Die Reparaturanfälligkeit des Fahrzeugs ist mit knapp 50% das häufigste Motiv für den Wechsel: 32% der Autokäufer geben aber an, dass sie nicht die Reparaturanfälligkeit ihres bisherigen Fahrzeugs, sondern die Attraktivität eines Neufahrzeugs zum Kauf bewogen hat. Rund 10% haben einen festen Rhythmus im Fahrzeugwechsel und bei 7,3 % der Befragten ist der Leasing/Finanzierungsvertrag ausgelaufen.
Mit neuen Modellen energieeffizienter unterwegs
Höhere Energieeffizienz ist angesagt bei neuen Modellen - um sowohl den CO2 Ausstoss als auch den Spritverbrauch und damit Fahrzeugkosten zu senken. Und das ist bislang einigermassen gelungen. «Zwar liegt auf EU-Länderbasis der CO2 Ausstoss in Deutschland im Durchschnitt noch 12g/km über dem CO2 Ziel der EU, doch konnten diese zwischen 2006 und 2012 von 173g/km auf 142g/km und damit um 18% gesenkt werden. Und das bei einer Steigerung der durchschnittlichen Motorleistung von 127 auf 137 PS» so Dr. Michael Mandat von der Unternehmensberatung PROGENIUM in einer Studie auf Basis von Daten des KBA.
Von Fahrrad bis Car-Sharing: die Zukunft heisst Mobilitätspass
Darüber hinaus sollen neue Mobilitätslösungen entwickelt werden. Nicht jede Person oder jeder Haushalt unterhält ein eigenes Auto, um mobil zu sein. Hier bieten sich Car-Sharing und Mietwagen an, die heute über Smartphone und Internet gebucht werden können. Hinzu kommt der verstärkte Gebrauch anderer Verkehrsmittel wie Fahrrad, Bus, Bahn und gegebenenfalls Flugzeug. Zukünftig soll die Möglichkeit bestehen, deren Nutzung zusammen mit der eines Autos zu vernetzen. Ein Konzept, das beispielsweise in Holland unter Hoheit der niederländischen Bahn bereits praktiziert wird. «Deutschland ist ein Flächenstaat und das individuell genutzte Auto wird weiterhin seinen Stellenwert einnehmen. Doch muss die singuläre private PKW-Nutzung kombiniert werden mit einem umfassenden Mobilitätskonzept - das sowohl Car-Sharing als auch öffentliche Verkehrsmittel einbezieht. Und das nicht nur deutschlandweit greift», sagt Lars-Henner Santelmann, Vertriebsvorstand der Volkswagen Financial Services AG (VWFS).
Testfeld für ein solch integriertes Mobilitätskonzept ist gegenwärtig das Car-Sharing Unternehmen Greenwheels in Amsterdam - der neuesten Beteiligungsgesellschaft der VWFS. Im Hinblick auf einen Mobilitätspass wird derzeit für den deutschen Markt ein geeignetes IT-System entwickelt. Damit kann die Abrechnung der verschiedenen, miteinander vernetzten Verkehrsträger erfolgen. Ergänzt werden sollen diese durch Apps, die von Buchungsportalen über Tankrabatte bis hin zu Auftragsmanagementsystemen insbesondere Dienstleistungen im gewerblichen Bereich ausführen können.
Mehr Mobilität, mehr Absatz
Verspricht man sich dadurch auch erhöhte Absatzchancen von Automobilen? Aktuell lässt sich hierzu noch keine Vorhersage machen. In jedem Fall wird auf diese Weise neuen Mobilitätsbedürfnissen begegnet - die sich vom eigenen Auto bis hin zur geteilten Kombi-Nutzung bewegen und neue Absatzmärkte für Fahrzeuge sowie der damit verbundenen Dienstleistungen schaffen.
Aber auch der Absatz sogenannter junger Gebrauchtfahrzeuge soll mittels umfangreicher Mobilitätskonzepte gefördert werden. Diese umfassen sowohl händlerzugelassene PKW von nur wenigen Tagen als auch solche, die zwischen einem halben Jahr und bis zu fünf Jahre alt sind. «Für diese erwarten Kunden heute die gleichen Leasing/Finanzierungsangebote, Service- und Versicherungsdienstleistungen wie für Neufahrzeuge», teilt ein Branchenkenner mit.
Doch machen sich die Hersteller hierdurch den Neuwagenabsatz kaputt - wie einzelne Kritiker befürchten? Nein, lautet die Einschätzung eines Vertreters der Automobilbranche, «denn wir führen so potenzielle Neuwagenkunden an unsere jeweiligen Marken heran».
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