Sie leiteten vier Jahre die Niederlassung von B. Braun in Vietnam und waren bereits vorher einige Jahre in Asien tätig. Welche Herausforderungen brachte die Rückkehr nach Europa für Sie und Ihre Familie mit?
Für meine Frau und mich haben sich diese in engen Grenzen gehalten, wir sind Europäer. Für die beiden Kinder brachte der Umzug von Hanoi nach St. Erhard natürlich Umstellungen mit sich, doch ihnen war der deutschsprachige Raum zumindest von den Ferien her vertraut. Beruflich ist für mich der Unterschied grösser. Die Ausgangslagen sind sehr verschieden: In Vietnam baut B. Braun den Markt auf- respektive aus. In der Schweiz hingehen geht es ums Optimieren.
Was können wir hier in Europa von den asiatischen Ländern lernen?
Die asiatischen Märkte befinden sich in einer unterschiedlich stark aus geprägten, dynamischen Wachstumsphase, die wir hier in Zentraleuropa in der Vergangenheit durchlebt haben. Dies mit dem Ziel, in vielen Bereichen den westlichen Standard zu erreichen. Hier denke ich vor allem an Infrastruktur, Gesundheitswesen, Bildung – aber auch an Umweltschutz und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Ein Beispiel können wir uns hier in Europa aber sicher an der sehr hohen Veränderungsbereitschaft und – geschwindigkeit nehmen. Oft werden in Asien ganze Entwicklungsschritte übersprungen.
Der Spardruck im (Schweizer) Gesundheitswesen ist gross. Welche Auswirkungen hat dies auf das Geschäft der B. Braun?
Die Entwicklung zu einem nachhaltigen und ressourceneffizienten Gesundheitssystem ist absolut zu begrüssen. Dies bietet zeitgleich die Chance für innovative Partnerschaften, um die Abläufe zu optimieren sowie den Gesamtprozess kosten zu betrachten – natürlich in Verbindungmit gesteigertem Patientennutzen. Wir von B. Braun haben den Anspruch diese Potenziale mit belastbaren Systempartnerschaften zu heben und haben hier auch bereits zahlreiche erfolgreiche Beispiele.
Während es andere Firmen ins Auslandzieht, hat B. Braun weiterhin drei Produktionsstandorte in der Schweiz – zweidavon im Kanton Luzern, einen im Kanton Waadt. Was spricht aus Ihrer Sicht für den Produktionsstandort Schweiz?
Wir haben einen hohen technologischen Standard. Doch dies alleine macht es nicht aus, denn die Schwellenländer sind in der Lage rasch aufzuholen und zu skalieren. Der entscheidende Standortvorteil ist aus meiner Sicht das Wissen der Mitarbeitenden, sei es im Bereich Forschung und Entwicklung, neuer Produkte oder Maschinen und deren Optimierung sowie bei der Suche nach weiteren Anwendungsgebieten. In diesen Bereichen sind wir hier in der Schweiz voraus und gutberaten, diesen Vorsprung systematisch zu bewahren oder gegebenenfalls sogar auszubauen.
In der Schweiz spricht man von Fachkräftemangel. Spürt das auch B. Braun Schweiz?
Die richtigen Mitarbeitenden zur richtigen Zeit am richtigen Platz zu haben ist heutzutage der entscheidende Vorteil. Um dies zu erreichen bedarf es eines ganzheitlichen Systems zur Bewertung, Förderung und Ausbildung, welches kontinuierlich weiterentwickelt und gelebt werden muss. Hier sind wir bereits auf einem guten Weg, müssen dieses Thema allerdings ständig im Fokus behalten, um die Zukunftssicherheit des Unternehmens sicher zu stellen.