Die mittleren Unternehmen der Schweiz – mit Umsätzen von rund 50 bis 250 Millionen Schweizer Franken – sind professionell geführt, das Personal ist gut ausgebildet und leistungsfähig, die Produkte sind innovativ sowie von bester Qualität und es werden Kunden mit hohen Anforderungen bedient. Gleichzeitig sorgen die aktuellen Rahmenbedingungen für einen anspruchsvollen Wettbewerb.
Aktuelle Herausforderungen für mittelgrosse Schweizer Unternehmen
Die aktuellen Anforderungen bringen bei manchen Unternehmen Umsatz, Gewinn und Stimmung aus der Balance.
- hohe Produktions- und Gemeinkosten des Werkplatzes Schweiz
- starker Schweizer Franken
- immer seltener werdende loyale Kunden-Lieferantenbeziehungen
- Importdruck der Konkurrenz aus dem nahen und fernen Ausland
Daher wurde in den letzten Quartalen bei manchem mittleren Schweizer Unternehmen vom Verwaltungsrat eine Strategieüberprüfung angeordnet.
Die Lösung für die strategischen Herausforderungen besteht häufig aus einem Unternehmenskauf (M&A) im In- oder Ausland – sofern die Bilanz die Finanzierung zulässt und der Verwaltungsrat oder die Geschäftsleitung die Entschlossenheit und die Ressourcen für eine erfolgreiche Umsetzung hat.
Mit einem Unternehmenskauf möchten sich mittlere Unternehmen den Anschluss an inländische oder ausländische Kunden und Nischenmärkte sichern. Viele suchen auch den Zugang zu optimiertem Sourcing, Montage, Produktion oder Service an einem Auslandsstandort mit vergleichsweise guter Produktivität, aber niedrigeren Lohnkosten als Zuhause.
In anderen Strategien geht es um das Schliessen von Technologie- oder Sortimentslücken oder um den Aufbau eines ganz neuen geschäftlichen Standbeins. Dies soll bei der generationsübergreifenden Risikooptimierung helfen. Anstelle eines Kaufs kann auch eine stufenweise Beteiligung, ein Joint Venture oder eine Fusion in Erwägung gezogen werden.
Viele mittlere Unternehmen betrachten solche Übernahmen jedoch häufig opportunistisch: Bietet sich die Chance, wird zügig gekauft. Dieser Weg scheint schnell und unkompliziert zu sein, in der Praxis ist er aber mit grossen Risiken behaftet. Das Ergebnis ist nur zufällig optimal und es bleibt viel Ungewissheit.
Die familiengeführte Bachofen AG mit Sitz in Uster hat kürzlich ihre neue Strategie verabschiedet. CEO Daniel Bachofen, der das Unternehmen seit 25 Jahren führt, erklärt: «Unsere neuen unternehmerischen Ziele sind nur über mehrere systematisch umgesetzte Unternehmenskäufe zu erreichen». An der Strategie müsste aber noch systematischer als bisher gearbeitet werden. Bei Bachofen geht ein frischer Wind: Das Unternehmen hat in den letzten zwei Jahren mehrere Bereiche verkauft oder ausgegliedert, die nicht mehr zur künftigen Ausrichtung passten.
Die Strategie ist ganz auf Kunden in der Schweiz und Liechtenstein ausgerichtet. Daniel Bachofen malt die Zukunft des Werkplatzes Schweiz nicht schwarz, im Gegenteil: «Der Druck zur Steigerung der Produktivität etwa im Maschinen- und Apparatebau oder bei Schweizer Chemie-, Pharma-, Nahrungsmittel- oder Verpackungswerken ist gross. Dadurch muss mehr automatisiert werden und das ist unser Kerngeschäft. Wir investieren vorläufig nicht im Ausland, da wir in der Schweiz noch sehr viel Potential haben.»
Eher will die Bachofen AG ihr Sortiment gezielt ausbauen. Daher kaufen sie Vertriebsniederlassungen von Herstellern aus Europa und Übersee – für diese, so Bachofen, sei die Schweiz oft ein zu kleiner Markt. Ausserdem seien die europäischen Hersteller nicht nahe genug am Kunden oder sie würden nicht das komplette Sortiment, die Beratung sowie die Logistik aus einer Hand bieten.
Mit der systematischen M&A-Arbeitsweise stellt Bachofen sicher, dass ihm keine Chance entgeht und er wirklich alle möglichen Zielunternehmen evaluiert hat. «Hier kann die Zusammenarbeit mit einem industrieerfahrenen M&A-Advisor helfen: Er kann verkaufsbereite Unternehmen – die zu uns passen –, systematisch und effizient bewerten und gemeinsam mit dem Verwaltungsrat beurteilen. Eine weitere Hilfestellung verspreche ich mir bei der gekonnten Kontaktaufnahme mit Zielunternehmen. Zu Beginn des Projektes erwarte ich vom Berater, dass er meine Strategie versteht und kritisch prüft – in kritischen Fällen sollte ein M&A-Berater auch von einem Kauf abraten».
Im Unterschied zum Anwalt oder Wirtschaftsprüfer muss der M&A-Advisor in einem buy-side M&A-Mandat unternehmerisch denken und die Strategie seines Mandaten sehr genau kennen.
Nach Einschätzung von Proventis Partners haben Schweizer Unternehmen durchaus das Potential, durch Zukauf im In- oder Ausland eine noch solidere Marktposition aufzubauen. Dr. Christoph Studinka und Teun de Ven, beide Partner bei Proventis Partners Zürich: «Ohne die systematische M&A-Vorgehensweise würden viele Unternehmen nicht erfahren, was ihnen für mögliche Zielunternehmen entgehen. Wir erleben diesbezüglich in manchen Mandaten erfreuliche Überraschungen».
(Bildquelle: © kupicoo/iStockphoto)