Marktpotenziale trotz Franken-Hürde entdecken und ausbauen
19. Aug 2015, Wirtschaft | Aussenhandel

Marktpotenziale trotz Franken-Hürde entdecken und ausbauen

Die «Wechselkursvorzeichen» der Schweizer und der deutschen Wirtschaft sind im Moment völlig gegenläufig ausgerichtet. Trotz verhaltenen Perspektiven im Aussenhandel lohnt sich ein Blick auf die Marktpotenziale.

Die Schweizer Wirtschaft unternimmt zurzeit alle Anstrengungen, die Hürde des überbewerteten Schweizer Frankens – die eigentlich eine Hürde des schwachen Euros ist – im Wettbewerb auf den Euro-Exportmärkten zu überwinden. Dennoch musste die Schweiz einen spürbaren konjunkturellen Bremseffekt im ersten Quartal dieses Jahres verkraften. Dieser liess auch den Aussenhandel mit dem grössten Wirtschaftspartner Deutschland nicht unberührt.

  • Von Januar bis Mai 2015 gingen die Exporte der Schweiz nach Deutschland um neun Prozent zurück. 
  • Die Importe aus Deutschland verzeichneten ein Minus von zwölf Prozent. 
  • Dagegen kann die deutsche Wirtschaft – zumindest auf den Drittmärkten ausserhalb der Eurozone – von dem schwachen Euro profitieren.
Exporte leiden unter starkem Franken

Das aufgrund des starken Schweizer Frankens die Exporte leiden, ist leicht nachvollziehbar: Der gestiegene Aussenwert führt zu einer Verteuerung der Produkte für die Kunden im Euroland. Der Rückgang der Schweizer Importe aus Deutschland stellt jedoch für viele eine Überraschung dar – meist wurde das Gegenteil erwartet. Gerade die Lieferanten sollten von der «Verbilligung» ihrer Waren und Dienstleistung bei der Lieferung in die Schweiz profitieren. Die konjunkturelle Abschwächung in der Schweiz dürfte bisher diesen Effekt aber weit überkompensiert haben.

Die Gründe hierfür liegen einerseits in dem reduzierten Einkauf von Investitionsgütern, Halbfabrikaten und Zulieferprodukten sowie dem Lagerabbau in der Schweizer Wirtschaft. Zwei Drittel des Wirtschaftsaustausches zwischen Deutschland und der Schweiz betrifft die genannten Warengruppen und sind Ausdruck der engen Verflechtung und fragmentierter Wertschöpfungsketten – welche die Grenzen wie selbstverständlich überschreiten. Anderseits wird das Auslandsgeschäft insgesamt durch dämpfende Effekte der Weltwirtschaft zusätzlich beeinträchtigt.

Perspektiven für den Aussenhandel 2015

Die Perspektiven für den Aussenhandel zwischen Deutschland und der Schweiz für das Jahr 2015 sind verhalten. Nach derzeitiger Schätzung wird er im Jahr 2015 rückläufig sein und erst 2016 wieder an Fahrt aufnehmen. Die Anzeichen für eine Beschleunigung der konjunkturellen Entwicklung auf dem Weltmarkt stehen indes gut. Davon dürften beide Exportnationen mit Exportquoten über 50 Prozent profitieren.

Für 2016 wird eine BIP-Zunahme der Schweizer Wirtschaft von 1,6 Prozent und der deutschen Wirtschaft von 1,8 Prozent gerechnet.

Geschäftsverbindungen auf dem Prüfstand

Doch in der momentanen Schwächephase im schweizerisch-deutschen Handel gilt es manche Herausforderung zu meistern und eine «Durststrecke» zu überwinden. Viele, auch sehr langjährige, Geschäftsverbindungen stehen wegen der derzeitigen Wechselkursverwerfung auf dem Prüfstand. Für viele Unternehmen geht es darum, einmal erreichte Marktpositionen im jeweiligen anderen Land nicht zu verlieren. Das gilt nicht nur für Schweizer Unternehmen, die ihre Stammkundschaft in Deutschland halten wollen, sondern auch für deutsche Firmen, die eine massive Kostensteigung ihres Marktengagements in der Schweiz durchzustehen haben – seien es einfache Vertriebsstrukturen oder ganze Produktionsstätten.

Dabei gilt es für die Zukunft – soweit es die Marktsituation zulässt – einen weiteren Ausbau in Angriff zunehmen. Ist nämlich eine Position im jahrelang angestammten Markt vor der Haustüre erst einmal verloren gegangen, lässt sie sich nicht so leicht zurückgewinnen oder einfach durch Neue in ferner gelegene Märkten ersetzen – etwa in Asien oder Übersee. Letzteres ist für die vielen kleinen Betriebe ohnehin keine Option.

Entfernte Exportmärkte nicht immer attraktiv

In Deutschland und der Schweiz gehören über 90 Prozent der Unternehmen zu den kleinen und mittelständischen Betrieben. Für die meisten dieser Firmen sind im Auslandsgeschäft Bestimmungsfaktoren wie Marktnähe, Sprachverständnis oder Rechtssicherheit sehr wichtig – und nicht zuletzt die Zahlungsmoral und die ähnlichen Geschäftsgepflogenheiten. Das bedeutet aber auch, dass für viele KMU die Erschliessung von weit entfernten Exportmärkten finanziell und zeitlich sehr aufwändig, risikoreich und damit wenig lohnend sein kann.

Ohne Zweifel ist es möglich, dass der Grenzertrag bei der Markterschliessung eines Exportmarktes – der neu in das Länderportfolio eines Exportunternehmens aufgenommen wird – am Anfang grösser ist als in angestammten Märkten. Das Kriterium aber, dass ein Unternehmen im entsprechenden Zielland noch nie war, reicht jedenfalls nicht aus. Entscheidend bleiben immer noch das erreichbare Exportvolumen und die Gewinne, die tatsächlich realisiert werden können.

Marktpotential in Deutschland und in der Schweiz entdecken

Bei genauerer Analyse des Marktpotentials für Schweizer Firmen in Deutschland und umgekehrt, dürfte durch intensivere Marktbearbeitung noch mancher Kunde zusätzlich zu gewinnen sein. Die Handelskammer Deutschland-Schweiz bietet hierzu aktiv ihre Unterstützung an.

Sie begleitet die Unternehmen sowohl bei der Markterschliessung in Deutschland, der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein – sowie bei der Erschliessung von neuen Marktsegmenten und Kundengruppen. Ausserdem hilft die Handelskammer Deutschland-Schweiz Firmen bei der Vertriebsoptimierung, die schon viele Jahre im jeweils anderen Land präsent sind.

Die Fachkräfte der Exportmarketing-Abteilung analysieren individuell die Marktsituation und Marktchancen für die Branche und das Produkt oder die Dienstleistung. Darüber hinaus sucht die Handelskammer aktiv geeignete Partner oder Kandidaten für Firmenbeteiligungen und ist bei der Erschliessung neuer Einkaufsquellen behilflich. Die unterschiedlichen Absatzwege ziehen auch Rechts- und Steuerfragen nach sich. Gerade in der heutigen Zeit, in der die meisten Firmen eher schwierigere Marktherausforderungen zu überwinden haben, lohnt es sich mit der Handelskammer Kontakt aufzunehmen.

(Bildquelle: © blackred/iStockphoto)




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