Automobilindustrie wächst seit Jahren stetig – vor allem dank steigender Verkaufszahlen in den Wachstumsmärkten China und Nordamerika. Davon profitieren vor allem die deutschen Autobauer, die steigende Umsätze verzeichnen.
Automobilbranche profitiert von starkem Umsatz in Wachstumsmärkten
«Die Schweizer Automobilzulieferer stehen vor besonderen Herausforderungen nach der starken Aufwertung des Schweizer Frankens», ist Mark Schulz, Risk Direktor von Euler Hermes Schweiz, überzeugt.
«Die Hauptabsatzmärkte werden auch mittelfristig in der Eurozone liegen. Aufgrund der starken Integration der Zulieferer in die Herstellerprozesse wird eine strategische Neuausrichtung in Märkte ausserhalb Europas längere Zeit brauchen. Bis dahin werden die Unternehmen mit hohen Kosten in Schweizer Franken versuchen, die Auswirkungen über Massnahmen zur Effizienzsteigerung, Kosteneinsparungen und Standortverlagerungen zu mildern.»
Mit den Autobauern zählen auch die grossen Automobilzulieferer zu den Gewinnern – vor allem die Zulieferer deutscher Autobauer mit einer globalen Ausrichtung. Die grossen Zulieferer haben sich in den letzten Jahren stark internationalisiert, ihre Produktpalette ausgeweitet und verzeichnen dadurch durchweg gute operative Gewinnmargen.
«Die Sicherstellung einer globalen Lieferfähigkeit ist neben einer hohen Innovationskraft der Schlüssel zum Erfolg für Automobilzulieferer – nur so können sie dem hohen Kostendruck begegnen», sagte Thomas Krings, Risikovorstand bei Euler Hermes Deutschland.
«Sie haben kaum eine Wahl, wenn es darum geht, Autobauern in neue Märkte zu folgen. Verlagern diese die Produktion beispielsweise nach Asien, muss der Lieferant mit, wenn er von weiteren Aufträgen profitieren und damit Wachstum generieren will. Hohe Wachstumsraten sind in Europa dagegen langfristig nicht zu erwarten. Grössere Unternehmen tun sich mit diesem Schritt oft leichter als sehr kleine Zulieferer, denen es zum Teil noch an Auslandserfahrung oder den notwendigen Strukturen fehlt.»
Gleichzeitig sind die Zulieferer herausgefordert, auch im Ausland eine entsprechend hohe Qualität ihrer Produkte sicherzustellen – was insbesondere durch hohe Stückzahlen ein Risiko ist. Schleicht sich ein Fehler ein, können zahlreiche Automodelle betroffen sein.
Ausserdem haben einige grosse Autobauer drastische Sparmassnahmen angekündigt. Dies wirkt sich auf die gesamte Lieferkette aus und führt zu einem entsprechenden Margendruck bei den Zulieferfirmen. Daher benötigen Zulieferer eine optimierte Kostenstruktur und innovative Produkte. So können sie ihre Situation verbessern und zusätzlichen Konkurrenzdruck durch ausländische Anbieter vermeiden.
In Bezug auf zukünftige Innovationen spielen insbesondere e-Mobilität und Vernetzung eine grosse Rolle. Die erforderliche internationale Ausrichtung und Innovationskraft erfordern Investitionen. Daraus resultiert ein hoher Finanzbedarf bei den Zulieferern. Nur so können Zulieferer künftig bei den zunehmend globalen Ausschreibungen der OEM erfolgreich zu sein.
«An den hohen Innovations- und Kostendruck sind die deutschen Automobilzulieferer allerdings gewöhnt. Sie haben bisher gezeigt, dass sie damit umgehen können», sagte Krings. «Auch bei der Finanzierung für neue Investitionen sehen wir sie ganz gut vorbereitet. Um hohe Entwicklungskosten bei neuen Technologien und komplexen technischen Herausforderungen zu sparen – wie beispielsweise bei einem ‚vernetzten Auto‘ oder e-Mobilität – könnte es in der Zukunft aber auch vermehrt zu Kooperationen zwischen einzelnen Zulieferunternehmen kommen.»
«Einzig der russische Automobilmarkt leidet stark unter der dortigen geopolitischen Krise und schrumpft», sagte Yann Lacroix, Ökonom und Branchenexperte Automobil der Euler Hermes Gruppe.
Auch in den nächsten Jahren wird ein bleibender Rückgang erwartet. Gründe liegen in der Rezession der russischen Wirtschaft und im starken Fall des Rubels. Auch die hohen Zinssätze im Land tragen zur schmälernden Kaufkraft der Bevölkerung bei. So blieben bereits viele Fabriken von Autobauern über mehrere Wochen geschlossen.
Aufgrund der hohen Zinssätze bei Darlehen, einer stark steigenden Inflation und der schwierigen Wirtschaftslage im Land tut sich auch Brasilien schwer. Bei den Neuzulassungen geht Euler Hermes in 2015 von einer Stagnation aus – nach einem Rückgang um zehn Prozent in 2014.
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(Bildquelle: iStockphoto/© baranozdemir)