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30. Jun 2015, Firmenportrait | Interview

BURRI: Von Glattbrugg in die ganze Welt

Das Familienunternehmen BURRI public elements hat sich auf die Ausstattung des öffentlichen Raums spezialisiert und ist Schweizer Marktführer: «Wir kultivieren mit unseren Produkten öffentliche Räume, ermöglichen ein positives Miteinander und stiften Identität.». Ein Interview mit der Geschäftsleitung.

Nach vier jähriger Bauzeit eröffnet das 108 Jahre alte Schweizer Familienunternehmen BURRI public elements seine neuen Produktionsstätten in Glattbrugg. Zu den bekanntesten Produkten des Marktführers zählt die Landibank – 1939 für die Schweizer Landesausstellung entworfen – sowie die Werbeträger und Plakatleuchtkasten, welche in den Schweizer Städten zum festen Stadtbild gehören.

«Die Vitalität einer Stadt spiegelt sich in ihrem öffentlichen Raum – den Plätzen, den Strassen und Parks, aber auch den Bahnhöfen und den Flughäfen», sagt Martin Burri, der in vierter Generation dem Verwaltungsrat der BURRI public elements vorsteht. Derjenige, der für den öffentlichen Raum plant, entwickelt und produziert, übernimmt eine grosse gesellschaftliche Verantwortung. Denn Installationen im öffentlich zugänglichen Raum bleiben meist über Jahrzehnte erhalten.

Interview mit der Geschäftsleitung von BURRI public elements.
  • Martin Burri: Mitinhaber, VRP und Bereichsleiter Entwicklung, Design und Innovation, Mitglied der Geschäftsleitung 
  • Sabine Bellefeuille-Burri: Mitinhaberin, VR-Mitglied, Bereichsleiterin Operations, Mitglied der Geschäftsleitung 
  • Stephan Oetiker: VR-Mitglied, Bereichsleiter Strategische Geschäftsentwicklung, Vorsitzender der Geschäftsleitung 
1. Herr Burri, Sie sind bei BURRI zuständig für Grossprojekte, Entwicklung, Design und Innovation. Welche herausragenden Innovationen hat BURRI in der jüngsten Vergangenheit hervorgebracht?

BURRI: In einem sehr harten, internationalen Wettbewerb haben wir uns auf Infrastruktur und Mobiliar im öffentlichen Raum, explizit in Städten, Parkanlagen, in Bahnhöfen und Flughäfen spezialisiert. Auch haben wir ein umfassendes Know-how aufgebaut im Bereich Lichttechnik für Areal- und Strassenbeleuchtungen und für Fussgänger-Wegleitsysteme. Zu den wegweisenden Projekten der Firma BURRI in der Region Glattal gehören beispielsweise die gesamte Haltestelleninfrastruktur der Glattalbahn oder das Wegleitsystem am Flughafen Zürich. Innovation ist bei uns ein fortlaufender Prozess.

2. Sie arbeiten regelmässig mit renommierten Designern und Architekten zusammen. Wie wichtig ist Ihnen Design?

BURRI: Design im öffentlichen Raum signalisiert Wertschätzung gegenüber der Bevölkerung und den Nutzern und schafft so Identifikation. Darum ist uns Design sehr wichtig, wobei wir darunter nicht per se eine Form oder die reine Gestaltung verstehen, sondern die Verschmelzung sämtlicher Disziplinen und Inhalte zu einer kompletten Lösung.

Form und Funktion müssen im Einklang sein: Dabei müssen Sicherheit, Gebrauchstauglichkeit, Dauerhaftigkeit, Wirtschaftlichkeit, Sozialverträglichkeit und Umweltverträglichkeit im öffentlichen Raum ausgewogen berücksichtigt werden. Nur so wird allen Bevölkerungsgruppen Rechnung getragen. Wir machen Design für alle, nicht für wenige.

3. Sogar im Metropolitan Museum of Art in New York darf man auf BURRI Inventar sitzen. Wie kamen Sie zu diesem prestigeträchtigen Auftrag?

BURRI: Der Schweizer Landschaftsarchitekt Günther Vogt hatte uns als Alternative zum vorhandenen Mobiliar empfohlen. Und wir wurden tatsächlich von der Museumsleitung ausgewählt, weil sie nicht nur das Design, sondern auch die Langlebigkeit unserer Produkte überzeugt hat. So stehen nun Sessel und Stühle von BURRI in Glattbrugg auf dem neuen Dachgarten des Metropolitan Museum of Art in New York. Für uns ein einzigartiges Referenzprojekt.

4. Viele Aufträge bekommt BURRI von öffentlichen Auftraggebern. Wie schätzen Sie das Bewusstsein besagter Auftraggeber für eine designgerechte Gestaltung des öffentlichen Raumes ein?

BURRI: Das Bewusstsein für qualitativ hochwertige Aussenräume ist bei öffentlichen Auftraggebern heute geschärft. Gerade bei Betreibern des öffentlichen Verkehrs, von Bahnhöfen, Flughäfen und von Shopping Malls. Sie setzen sich mit höchster Priorität dafür ein, dass der öffentliche Raum hochwertig gestaltet wird, weil sie sich der (kurz- und langfristigen) Wirkung der «public elements» bewusst sind.

Der durchschnittliche Lebenszyklus unserer Produkte beträgt mehr als 25 Jahre. Und obschon ihr Kauf oft nur ein bis zwei Prozent der Investitionssumme eines Projektes ausmacht, sind sie prägend in der Wahrnehmung. Eine Investition in qualitativ hochwertige «public elements» schafft so nachhaltig Identität über Jahrzehnte.

5. Sie gestalten mit ihren Produkten den öffentlichen Raum. In welcher Verantwortung stehen Sie gegenüber der Öffentlichkeit?

BURRI: Wer wie wir für den öffentlichen Raum plant, entwickelt und produziert, übernimmt eine grosse Verantwortung – zumal die Installationen meist über Jahrzehnte erhalten bleiben. Die «public elements» beeinflussen die Standortqualität, prägen die Identifikation mit einem Ort, vermitteln Wertschätzung und prägen Werte wie Lebensqualität und Sicherheit über Generationen hinweg. Sie tragen wesentlich dazu bei, dass Partizipation und soziale Integration stattfinden. Ich kann es nicht besser sagen als Armanda Bürden, ehemalige Stadtplanerin von New York: «Public spaces are more important than buildings. They make a city alive.»

6. Frau Bellefeuille-Burri, der Firmensitz von BURRI befindet sich nach wie vor im Glattbrugg. Ein strategischer Standortentscheid oder einfach nur Tradition?

BELLEFEUILLE-BURRI: Unser Firmensitz liegt mitten im Glatttal, direkt neben dem Flughafen Zürich-Kloten. Dies ist eine pulsierende Region mit direkter internationaler Anbindung. Einen Standort mit besserer Verkehrsanbindung zu den nationalen und gleichzeitig internationalen Kunden gibt es nicht. Aufgrund der Lage finden auch internationale Meetings oft bei uns in Glattbrugg statt. Wir sind sehr zufrieden hier.

Bild: Firmensitz von BURRI public elements in Glattbrugg / © BURRI

Firmensitz von BURRI public elements in Glattbrugg
7. BURRI ist heute Schweizer Marktführer. Welche entscheidenden Schritte führten BURRI von einem lokalen Handwerkerbetrieb hin zu einem international tätigen Unternehmen?

BELLEFEUILLE-BURRI: Burri hat Jahrzehnte Erfahrung mit Infrastruktur im öffentlichen und halböffentlichen Raum. Im Unterschied zu vielen Mitbewerbern sind wir – traditionell – sehr breit aufgestellt und in allen Bereichen des öffentlichen Raumes tätig. Dies ergibt eine gewisse Dichte und führt zu grossen Synergien in den unterschiedlichsten Bereichen. Durch die Kooperation mit renommierten Architekten haben wir zahlreiche Projekte im Ausland realisiert. 2016 wollen wir die Internationalisierung unseres Unternehmens gezielt ausbauen.

8. Wo sehen Sie die BURRI public elements AG in 20 Jahren? Und was wäre ihr liebstes Projekt, das Sie gerne mal realisieren würden?

BELLEFEUILLE-BURRI: Bereits heute lebt ein Grossteil der Weltbevölkerung in Ballungszentren. Und der Trend zur Verstädterung und zu Mega Cities wird sich weiter verstärken. Der öffentliche Raum wird zunehmend ein knappes Gut – und seine Gestaltung und Nutzung relevanter denn je. Der öffentliche Raum wird im wahrsten Sinn des Wortes immer wertvoller. Städteplaner und Raumentwickler haben längst erkannt, dass sogenannte «public spaces» einen städtischen Lebensraum ganz entscheidend prägen, ihn zum Leben erwecken und ihm eine ganz eigene Identität verleihen.

9. Wie wichtig ist für Sie der Standort Schweiz?

OETIKER: Jede erfolgreiche Firma hat eine deutlich verankerte Heimat, einen Ursprung, einen Heimmarkt. Wir sind und werden immer eine Schweizer Firma bleiben. Und darum ist der Standort Schweiz für uns von zentraler Bedeutung.

10. Was sind die Vorteile und wo sehen sie aus Sicht eines erfolgreichen, international tätigen KMU Handlungsbedarf?

OETIKER: Ich bin überzeugt, dass man auch aus der Schweiz heraus sehr erfolgreich international tätig sein kann. Fachkompetenz, Verlässlichkeit und Handschlagqualität sind immer noch Markenzeichen unseres Landes und international sehr gefragt. Erfolgreich sein heisst aber vor allem immer die Augen offen halten, innovativ sein, Neues ausprobieren und vor allem eine riesige Portion Leidenschaft mitzubringen. Mir gefällt das Sprichwort von Simon Sinek: «Leute kaufen nicht was du machst, sondern warum du es machst.»

(Bildquelle: BURRI public elements)




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