Gründer Hans Werner hatte bereits 2001 die Idee. Als Inhaber einer Strassenreinigungsfirma sowie eines Garten- und Landschaftsbaubetriebes mit Kompostierung hat er tagtäglich mit grossen Mengen Grüngut zu tun. «Das muss man doch nicht nur kompostieren, sondern auch als Brennstoff verwerten können», sagte er sich damals und startete, begünstigt durch das aufkommende Erneuerbare Energien-Gesetz, seine ersten Versuche.
Florafuel: Grüne Energie aus feuchter Biomasse
Herausforderungen bei der Umsetzung
Doch die Umsetzung gestaltete sich schwieriger als gedacht. «Ich hätte nicht gedacht, dass man so einen langen Atem braucht. Wir mussten fast alle Maschinen und die gesamte Anlagentechnik selbst entwickeln und bauen. Insbesondere, um verbrennungstechnische Schadstoffe zu vermindern», erinnert sich Hans Werner. Lediglich zwei Maschinen konnte florafuel vom Markt direkt beziehen. Sein Team umfasst deshalb mittlerweile auch zwei Schlosser, zwei Mechaniker und zwei Verfahrensingenieure.
Entstehungsphasen der florafuel - Anlage
Zunächst begann man mit dem Auspressen der feuchten Biomasse, um Wasser aus dem Material zu entfernen. Das Ergebnis war zwar ein zufriedenstellender Brennstoff – allerdings mit zu hohen Aschegehalten. Im nächsten Schritt mussten folglich die anhaftenden Sande und Steine entfernt werden, indem das Laub und Gras gewaschen wurde. «Wir haben sodann eine Art Waschmaschine entwickelt. Die hat aber zunächst nicht so gut funktioniert wie erhofft», denn das Material hat geklumpt und war deshalb schwierig zu waschen. Eine Zerkleinerungstechnik musste her. «Dann haben wir einen Wasserstrahlschneider entwickelt und eingebaut und für die Kombination aus Wasserstrahlschneidetechnik und Waschmaschine erneut Patent angemeldet». Und so ist Maschine für Maschine hinzugekommen, sodass die gesamte Anlage heute aus mehreren Maschinen besteht und durch mehrere Patente geschützt ist. Aber kann man das Gras nicht einfach natürlich trocknen lassen und mit Heu arbeiten? «Das Problem ist, dass der Chloranteil, der sich in der feuchten Biomasse befindet, bei Lufttrocknung darin konzentriert und die Öfen bei der Verbrennung beschädigt. Durch unsere Vorbehandlung und die mechanische Entwässerung wird das Chlor hingegen mit dem Wasser hinausgespült».
Grosses politisches Interesse
Inzwischen sind die grossen Schwierigkeiten gelöst und das Ziel ist, 2018/19 die erste industrielle Anlage auf den Markt zu bringen. Es gibt bereits jede Menge Interessenten, aber Gründer Hans Werner möchte erst verkaufen, wenn die Anlage zu 100% funktioniert. Auch bei Politikern hat florafuel für Begeisterung gesorgt. «Es kamen immer wieder Politiker und andere Besucher vorbei, die von der Anlage ganz angetan waren». Ge
«Es kamen immer wieder Politiker und andere Besucher vorbei, die von der Anlage ganz angetan waren»
fördert wurde das Vorhaben u.a. vom Bayrischen Landwirtschaftsministerium, das die finanzielle Unterstützung an eine wissenschaftliche Begleitung knüpfte, welche durch Dr. Swantje Mignon Schlederer von der Universität der Bundeswehr München repräsentiert wurde. Auch das Bundesumweltministerium förderte florafuel, sodass insgesamt verschiedene Förderprogramme für die Entwicklung der Anlagenteile in Anspruch genommen werden konnten.
Standort: Grossstadtnähe ist ausschlaggebend
Die Gründung des Start-Ups ist nicht nur thematisch, sondern auch in Bezug auf den Standort eng an die seit 60 Jahren bestehenden Werner Firmengruppe geknüpft. Die Nähe zu München ist hierbei besonders wichtig: «Für uns sind momentan vor allem Grossstädte interessant, weil der Materialdurchsatz der Anlage sehr gross ist. Diese Masse ist auf den Dörfern nicht so ohne weiteres verfügbar». Ob die erste kommerzielle Anlage jedoch in München stehen wird, ist ungewiss. Prinzipiell kommt jede andere Grossstadt in Frage – nicht nur in Deutschland. Auch die Schweiz ist für florafuel ein interessanter Markt.
Und vielleicht hat florafuel schon bald ein weiteres Ass im Ärmel. «Zurzeit untersuchen wir, ob auch Algen für unsere Anlage nutzbar gemacht werden können, denn gerade im Sommer gibt es sie zuhauf». Die grosse Herausforderung besteht darin, den sehr hohen Chlorgehalt aus den Algen zu entfernen. «Aber es wäre sicherlich geeignetes Brennmaterial, das unsere Anlage einmal mehr zu einem Lieferanten von Real Green Energy machen würde», schliesst Hans Werner hoffnungsvoll.