Wie lässt sich ein Wirtschaftsstandort am schnellsten und übersichtlichsten präsentieren? – Mit Zahlen und Fakten. Deshalb beginne ich mit ein paar Eckdaten des Wirtschaftsstandorts Liechtenstein. Das gibt mir auch Gelegenheit, den einen oder anderen Spitzenwert der liechtensteinischen Volkswirtschaft ins Rampenlicht zu rücken.
Grosser Wirtschaftsstandort auf kleinstem Raum
Auf der kleinen Landesfläche von 160 km2 und bei einer Einwohnerzahl von 36.800 gibt es über 4.000 Unternehmen. In Liechtenstein kommt damit ein Unternehmen auf neun Einwohner. Das ist ein internationaler Spitzenwert und verdeutlicht den hohen unternehmerischen Geist im Fürstentum. Im Vergleich:
- Liechtenstein 1:9
- USA 1:15
- Schweiz 1:24
- Deutschland 1:27
Die über 4.000 Betriebe sind in Industrie, Dienstleistung, Handel und Handwerk tätig, und zwar in jeglicher Grösse – vom Einmann- bis zum Grossbetrieb. Beim überwiegenden Teil handelt es sich um Klein- und Kleinstbetriebe mit weniger als 50 Angestellten. Nur 17 Betriebe beschäftigen mehr als 250 Mitarbeitende – auf diese entfällt rund ein Drittel aller Arbeitsplätze.
Mit der Anzahl der Beschäftigten rückt ein zweites Superlativ näher: Bei einer Einwohnerzahl von 36.800 hat Liechtenstein 36.300 Arbeitsplätze zu bieten – das dürfte wohl einer der höchsten Werte weltweit sein!
Die über 4.000 Betriebe sind in Industrie, Dienstleistung, Handel und Handwerk tätig, und zwar in jeglicher Grösse – vom Einmann- bis zum Grossbetrieb mit mehr als 250 Mitarbeitenden. Mit der Anzahl der Beschäftigten rückt ein zweites Superlativ näher: Bei einer Einwohnerzahl von 36.800 hat Liechtenstein 36.300 Arbeitsplätze zu bieten – das dürfte wohl einer der höchsten Werte weltweit sein.
Es liegt auf der Hand, dass diese Arbeitsplätze nicht nur durch die Einwohnerinnen und Einwohner Liechtensteins besetzt werden können. Täglich pendeln über 18.000 Arbeitnehmende aus Süddeutschland, Österreich und der Schweiz ins Fürstentum. Wenn man die knapp 2.000 Pendler – welche von Liechtenstein aus in die Nachbarländer arbeiten gehen – abzieht, leben und arbeiten tagsüber mehr als 50.000 Menschen in Liechtenstein.
Werfen wir einen Blick auf das liechtensteinische Bruttoinlandprodukt. Das BIP beläuft sich auf rund 5 Milliarden Franken. Das scheint nicht allzu viel zu sein – das schweizerische BIP ist rund 110-mal grösser, das österreichische rund 75-mal und das deutsche übertrifft das liechtensteinische um das 650-fache. Die liechtensteinische Volkswirtschaft weist jedoch eine hohe Wertschöpfung pro Beschäftigten auf: Sie beträgt 185.000 Franken pro Vollzeitbeschäftigten.
Auf die Kennzahl BIP pro Einwohner verzichte ich bewusst – und zwar aus folgendem Grund: Wie bereits dargestellt, sind mehr als die Hälfte aller Beschäftigten Zupendler, deren Arbeitsleistung in die Erzeugung des BIP einfliesst. Bei der Berechnung des BIP pro Einwohner fehlen die Zupendler im Nenner der Gleichung, und das würde zu einem schiefen Bild führen.
Ebenfalls mit einer gewissen Vorsicht ist das Bruttonationaleinkommen pro Einwohner Liechtensteins zu interpretieren, das sich auf 125.000 Franken beläuft. Umgerechnet in die vergleichbare «Währung» von Eurostat weist Liechtenstein knapp 60.000 Kaufkraftstandards aus, für die Schweiz beläuft sich diese Zahl auf knapp 40.000.
Die liechtensteinischen Unternehmen sind Spezialisten in vielen Hightech-Bereichen und Nischenprodukten – und zu beinah 100 Prozent exportorientiert. Liechtensteins Wirtschaft kann also keine Nabelschau betreiben, denn dafür ist der Heimmarkt schlicht zu klein. Es gilt, über den eigenen Tellerrand zu blicken, Veränderungen und Trends auf den Weltmärkten zu beobachten und darauf zu reagieren.
Liechtenstein ist exportorientiert. Das stellt einerseits eine der Lebensadern des Werkplatzes dar, bedeutet andererseits aber auch eine hohe Abhängigkeit vom Geschehen auf den Weltmärkten. Aufgrund dieser Abhängigkeit kann sich Liechtensteins Wirtschaft den dortigen Krisen nicht entziehen.
Das Fürstentum war auch von den Krisenjahren 2008/2009 betroffen. Und doch ist die absolute Anzahl der Arbeitsplätze auch in diesen Jahren gestiegen – zwar nur moderat, aber immerhin. Industrie und Gewerbe haben mit vorübergehender Kurzarbeit die Arbeitsplätze erhalten. Die Banken kamen ohne staatlichen Rettungsschirm aus. Dementsprechend bewegt sich die Arbeitslosenquote auf einem konstant tiefen Niveau – zwischen 2,2 Prozent und 3,3 Prozent.
Gibt es ein Rezept, um Krisen möglichst gut zu bewältigen? Wenn ja, dann sind die «Zutaten» sicherlich Diversifizierung, Standortförderung, diskriminierungsfreie Marktzugänge sowie Forschung und Innovation.
- Ein möglichst breit diversifizierter Wirtschaftsstandort schützt vor struktureller Arbeitslosigkeit.
- Eine massgeschneiderte Standortförderung bewahrt Bestehendes und sorgt für ein organisches Wirtschaftswachstum.
- Eine vorausschauende Abkommenspolitik sorgt für den diskriminierungsfreien Zugang zu ausländischen Märkten.
- Forschung und Innovation sind das Fundament der wirtschaftlichen Stabilität und des wirtschaftlichen Wachstums.
Gerade Forschung und Entwicklung sind wichtige Motoren der wirtschaftlichen Entwicklung. Vor Kurzem hat deshalb die Liechtensteiner Regierung wiederum sogenannte Innovationsschecks ausgeschrieben. Diese ermöglichen auch KMUs, Forschungsleistungen von anerkannten Forschungsinstitutionen in Anspruch zu nehmen.
Der Wohlstand Liechtensteins basiert auf dem Erfolg der Wirtschaft. Diese sorgt für Wachstum, schafft Arbeitsplätze, hält die Arbeitslosigkeit tief, generiert Wertschöpfung im Inland und leistet einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung der Sozialwerke. Für die Regierung ist es deshalb von zentraler Bedeutung, weiterhin für attraktive Rahmenbedingungen zu sorgen und die Planungs- und Rechtssicherheit für in- und ausländische Unternehmen weiter zu erhöhen. Auch die gelebte Sozialpartnerschaft ist ein Garant für den sozialen Frieden und stärkt die Solidargemeinschaft.
Liechtenstein steht im Wettbewerb mit anderen Standorten. Die Standortförderung ist deshalb ein zentrales wirtschaftspolitisches Thema. Aktuell wird intensiv an einer Standortstrategie gearbeitet. Auf dieser Basis soll die Ansiedlung von neuen Unternehmen ermöglicht werden. Unternehmensansiedlungen und -neugründungen sind jedoch nur ein Aspekt der Standortförderung. Der zweite Aspekt betrifft die Bewahrung und Pflege des heutigen wirtschaftlichen Bestandes. Die Regierung möchte die Arbeitsplätze im Land erhalten und Auslagerungen von Geschäftsbereichen oder der Abwanderung von ganzen Betrieben vorbeugen.
Als Wirtschaftsminister will ich keine Standortförderung um jeden Preis: Kein aggressives Abwerben von Unternehmen in den Nachbarländern, sondern ein Überzeugen mit den Standortvorteilen. Angestrebt wird das Ansiedeln von kleinen bis mittleren Unternehmen mit möglichst hoher Wertschöpfung – als Keimzellen für neue, innovative Wachstumsmotoren und weitere Diversifizierung.
Über die Wirtschaft Liechtensteins gäbe es noch vieles zu berichten. Denn die Vorteile des Wirtschaftsstandorts lassen sich nicht an einer Hand abzählen. Wer Liechtenstein besucht, wer mit oder in Liechtenstein arbeitet, wird mir sicherlich zustimmen: Liechtenstein lohnt sich!
(Bildquelle: www.tourismus.li)