Handelskammerjournal–Logistik-2030--Lieferkette-in-Gefahr
26. Nov 2014, Wirtschaft | Studie: PwC & EBS

«Transportation & Logistics 2030»: Lieferketten in Gefahr

Die weltweit vernetzten Lieferketten geraten bis zum Jahr 2030 zunehmend ins Visier von Terroristen, Piraten und Cyber-Kriminellen.

Wie aus dem vierten Teil der Studienreihe «Transportation & Logistics 2030» von PwC und des Supply-Chain-Management-Instituts der European Business School (EBS) hervorgeht, erwarten die befragten Branchenexperten aus Industrie, Forschung und Politik eine Zunahme gezielter Angriffe auf die Lieferkette (Eintrittswahrscheinlichkeit 56 Prozent). Der Schaden durch Hacker Angriffe dürfte dabei künftig noch deutlich grösser sein als der durch physische Attacken (Eintrittswahrscheinlichkeit 50 Prozent).

Eine deutliche Steigerung der Sicherheitsausgaben der Transport- und Logistikunternehmen könnte die Folge der wachsenden Bedrohung sein. Investitionen in die Sicherheit – auch der IT-Systeme – werden damit zu den bedeutendsten Kostentreibern in der Logistikbranche. Ausserdem erwarten die Experten längere Transportzeiten aufgrund schärferer Sicherheitsvorkehrungen (Eintrittswahrscheinlichkeit 64 Prozent) und befürchten, dass die besondere Gefährdung bestimmter Regionen zu einer Verlagerung von Handelsrouten führen wird (Eintrittswahrscheinlichkeit 61 Prozent).

Die Lieferbeziehungen zwischen Produzenten, Zulieferern und Konsumenten sind in den letzten Jahren immer komplexer und damit auch störanfälliger geworden. Heute konzentrieren sich 90 Prozent des weltweiten Handelsvolumens auf knapp 40 Transportknotenpunkte. Falls einer dieser Transportknotenpunkte ausfällt, können die wirtschaftlichen Folgen bereits nach kurzer Zeit erheblich sein.

Risiko für weltweite Lieferketten?

Anschläge auf bestimmte, stark frequentierte Knotenpunkte könnten die Volkswirtschaften der angrenzenden Regionen destabilisieren (Eintrittswahrscheinlichkeit 49 Prozent). So verlor beispielsweise Ägypten über 640 Millionen USD pro Jahr, weil Reeder die Frachtpassage über den durch Piraterie bedrohten Golf von Aden und den Suezkanal gemieden haben. Trotz der zunehmenden Risiken wird es jedoch keine Abkehr von weltumspannenden Lieferketten geben. Lediglich mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent bewerten die Branchenexperten ein Szenario, in dem die weltweiten Lieferketten im Jahr 2030 weniger komplex strukturiert sind als heute.

Verantwortung liegt bei den Unternehmen

Um den künftigen Gefahren wirksam zu begegnen, werden die Logistikunternehmen ihre gesamte Lieferkette einem verpflichtenden Sicherheitscheck unterziehen müssen (Eintrittswahrscheinlichkeit 70 Prozent). Den wirksamsten Schutz vor Angriffen jeglicher Art sehen die Befragten im Einsatz fortschrittlicher Technologien (Eintrittswahrscheinlichkeit 60 Prozent). Von staatlichen und zwischenstaatlichen Institutionen erwarten sie demgegenüber nicht die entscheidenden Impulse für mehr Sicherheit (Eintrittswahrscheinlichkeit 44 Prozent).

Im Hinblick auf diese Bedrohungslage sollten Unternehmen zum Schutz ihrer Lieferkette alle denkbaren Gefahrenszenarien analysieren und geeignete Gegenmassnahmen entwickeln. Dabei sollte nicht nur die Prävention im Vordergrund stehen, sondern auch Alternativen für den Ernstfall entwickelt werden. Um für diesen gerüstet zu sein, sollten Unternehmen durch geeignete Massnahmen den Ausfall eines Zulieferers wirkungsvoll kompensieren können.

Gefahren/Konsequenzen und ihre Eintrittswahrscheinlichkeit
  • Physische Angriffe auf die Lieferkette : 56 Prozent
  • Hacker-Angriffe: 50 Prozent
  • Längere Transportzeiten aufgrund schärferer Sicherheitsvorkehrungen: 64 Prozent
  • Verlagerung von Handelsrouten durch besondere Gefährdung bestimmter Regionen: 61 Prozent
  • Anschläge auf Knotenpunkte destabilisieren die Volkswirtschaften der angrenzenden Regionen: 43 Prozent
  • Weltweite Lieferketten im Jahr 2030 weniger komplex strukturiert als heute: 30 Prozent
  • Sicherheitscheck für gesamte Lieferkette: 70 Prozent
  • Einsatz fortschrittlicher Technologien als wirksamster Schutz vor Angriffen: 60 Prozent
  • Entscheidende Impulse für mehr Sicherheit von staatlichen und zwischenstaatlichen Institutionen: 44 Prozent

(Bildquelle: PwC Schweiz)




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