Handelskammerjournal-Ludwig-Bölkow-Campus
13. Jul 2016, Standort | Forschung

Ein Streifzug durch den bayerischen Luft- und Raumfahrtsektor

Als eine der wenigen Regionen weltweit deckt Bayern die gesamte Wertschöpfungskette im Luft- und Raumfahrtsektor ab. 

Wer kennt ihn nicht, den Traum vom Fliegen. Zur Eroberung der Lüfte sind gute Rahmenbedingungen essenziell. Bayern bietet strukturelle Gegebenheiten, die für die Branchenakteure eine ideale Ausgangsbasis bilden.

Anziehungspunkt für Branchenakteure

Hersteller von Spezialequipment sowie international führende Wissenschafts- und Ausbildungseinrichtungen haben hier ebenso ihren Sitz wie internationale Grossunternehmen – etwa die Airbus Group oder MTU Aero Engines. Das zieht auch zahlreiche Zulieferer und technische Dienstleister an den Standort.

Gerade junge Start-ups können sich in diesem Umfeld optimal entfalten und ihre Ideen zu marktfähigen Produkten heranreifen lassen. Nicht zufällig hat sich erst vor Kurzem der europäische Luft- und Raumfahrt-Akzelerator Starburst für den Standort München entschieden. Am Standort Bayern sind insgesamt rund 36.000 Ingenieure, Techniker und gewerbliche Fachkräfte der Luft- und Raumfahrt in etwa 550 Unternehmen tätig. Das sind rund ein Drittel der bundesweit in dieser Branche Beschäftigten. Sie erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von circa sieben Milliarden Euro. Einschliesslich der Beschäftigten der Luftverkehrsbranche zählt die Industrie sogar weit mehr als 60.000 Angestellte.

Ausbildung in Spitzentechnologien wird in Bayern gross geschrieben

Im Freistaat stehen zahlreiche Ausbildungsstätten für den Nachwuchs im Bereich der Luft- und Raumfahrt zur Verfügung: Die Technische Universität München, die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Universität Erlangen-Nürnberg, die Universität Würzburg, die Universität der Bundeswehr Neubiberg und viele weitere Hochschulen eröffnen Nachwuchskräften ausgezeichnete Lernbedingungen.

Zur Intensivierung der Vernetzung wurde im Jahr 2010 die hochschulübergreifende Fakultät «Munich Aerospace» in München ins Leben gerufen. Angestrebt werden 55 Professuren, die in integrativer Weise industrielle Forschungs- und Fertigungskompetenzen vermitteln. Gefördert werden diese vom Bayerischen Wissenschafts- sowie vom Bayerischen Wirtschaftsministerium.

Forschung: Investitionen in die Technologien von morgen

Unbemanntes Fliegen, alternative Treibstoffe, elektrische Satellitenantriebe – das sind nur einige der Trends in der Luft- und Raumfahrt. Diese und weitere Themen stehen im Fokus der zahlreichen Forschungseinrichtungen in Bayern.

Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen

Ein wichtiger Baustein der breit gefächerten Forschungsinfrastruktur ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das in Oberpfaffenhofen, Weilheim und Augsburg beheimatet ist. Dabei zählt der Standort Oberpfaffenhofen mit derzeit rund 1.700 Mitarbeitenden zu den grössten Forschungszentren in Deutschland. Schwerpunkte sind unter anderem die Beteiligung an Weltraummissionen, die Klimaforschung, Forschung und Entwicklung zur Erdbeobachtung, der Ausbau von Navigationssystemen und die Weiterentwicklung der Robotertechnik. So befinden sich weltweit renommierte Einrichtungen wie das Deutsche Raumfahrtkontrollzentrum, das Robotik und Mechatronik Zentrum oder das Galileo-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen.

Ludwig-Bölkow-Campus in Ottobrunn

Eine weitere bedeutende Forschungseinrichtung ist der Ludwig-Bölkow-Campus in Ottobrunn südlich von München. Dieser offene Zusammenschluss von Forschungs- und Lehreinrichtungen mit einschlägigen Industrieunternehmen stellt ein ideales Umfeld für interdisziplinäre Zusammenarbeit und Innovation in den Bereichen Luft- und Raumfahrt sowie Sicherheitstechnologie dar. Die Technische Universität München eröffnete hier 2015 in Kooperation mit der Airbus Group ein weltweit einmaliges Technikum. Erforscht werden effiziente Verfahren zur Produktion von Biokerosin und chemischen Stoffen aus Algen. Das 1.500 Quadratmeter grosse Gebäude beherbergt drei Räume zur Algenkultivierung sowie Labor- und Büroräume. 

Die Besonderheit des Algentechnikums besteht darin, dass die lichttechnischen und klimatischen Bedingungen für praktisch jeden Ort der Welt simuliert werden können.

Netzwerken ist Trumpf

Um als Unternehmen erfolgreich zu sein, bedarf es der richtigen Netzwerke zu Forschung, Politik sowie zu anderen Unternehmen oder zu potenziellen Kunden im In- und Ausland.

bavAIRia e.V.

So wird vom Bayerischen Wirtschaftsministerium – im Rahmen der Clusteroffensive – seit 2006 der bavAIRia e.V. gefördert. Dieser identifiziert die bayerischen Kernkompetenzen in Luftfahrt, Raumfahrt und Raumfahrtanwendungen und vernetzt die Kompetenzträger stärker miteinander. Auch andere Cluster wie beispielsweise neue Werkstoffe, Informations- und Kommunikationstechnik, Leistungselektronik, Mechatronik und Automation oder Sensorik sind für die Luft- und Raumfahrtbranche von Bedeutung.

Anwendungszentrum Oberpfaffenhofen

Junge und innovative Unternehmen haben spezielle Bedürfnisse – gerade auch in der Luft- und Raumfahrtbranche. Um hierfür ein ideales Geschäftsumfeld zu bieten, fördert der Freistaat das Anwendungszentrum Oberpfaffenhofen. Dieses betreibt auch das Business Incubation Centre (ESA BIC Bavaria) der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) sowie die Ideenwettbewerbe «European Satellite Navigation Competition» und organisiert die «Copernicus Masters». Ersterer zeichnet Produkte, Services und Innovationen aus, die Satellitennavigation im täglichen Leben nutzbar machen. Dank zahlreicher Partner aus Industrie und Forschung konnte ein Grossteil der Geschäftsmodelle bereits verwirklicht und erfolgreich auf den Markt gebracht werden.

Initiative Satellitennavigation Berchtesgadener Land

Ein weiteres Netzwerk ist die Initiative Satellitennavigation Berchtesgadener Land. Der Verbund von kleinen und mittelständischen Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen, betreut unter anderem das zertifizierte Galileo Test- und Entwicklungsgebiet (GATE) zur Erprobung von Galileo-Applikationen.

(Bildtitel: Am Ludwig-Bölkow-Campus wird Biokerosin aus Algen entwickelt; Bildquelle: © Airbus Group)




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