Digitaler Fortschritt verändert Wirtschaft und Gesellschaft
Noch vor etwas mehr als 10 Jahren nutzten die meisten Menschen ihr Mobiltelefon nur für Anrufe und Textnachrichten. Heute sind Mobiltelefone nicht nur Hightech-Geräte mit GPS und Internetzugang, sondern auch Alleskönner. Sie haben Produkte wie Foto- oder Videokameras, MP3-Player oder Taschenrechner weitgehend ersetzt.
Durch die Fortschritte und den zunehmenden Einsatz von künstlicher Intelligenz, additiver Fertigung oder Robotics werden sich Wirtschaft und Gesellschaft auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten verändern. Erste Vorboten dieser Technologien sind selbstfahrende Autos, Drohnen oder Roboter-Ärzte, deren volle Auswirkungen wir heute noch gar nicht erfassen können.
Die falsche Angst vor dem Ende der Arbeit
Als Reaktion auf diese Entwicklungen haben sich Stimmen gemehrt, die vor einem baldigen Ende der Arbeit warnen – ein Schreckensszenario das bereits seit der ersten industriellen Revolution im 18. Jahrhundert umhergeistert. Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit bietet das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel», das 1978 prophezeite, der breitflächige Einzug der Computer am Arbeitsplatz würde die Büroangestellten überflüssig machen.
Bisher haben sich diese Befürchtungen aber nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Die Geschichte zeigt, dass trotz oder gerade dank des vermehrten Einsatzes neuer Technologien die Zahl der Arbeitsstellen in den vergangenen Jahrzehnten in den Industrieländern kontinuierlich zugenommen hat.
Automatisierung und Digitalisierung haben zwar teilweise menschliche Arbeitskräfte ersetzt, gleichzeitig aber auch neue Arbeitsstellen geschaffen. Einerseits durch sinkende Preise und steigende Produktivität, die einen Mehrkonsum ermöglichen, und anderseits durch die Herstellung von Robotern und Software, die ebenfalls menschliche Arbeitskräfte erfordert.
Fällt ein Arbeitsplatz weg, entstehen zwei neue
Wie eine Studie von Deloitte zeigt, sind in der Schweiz zwischen 1999 und 2010 gesamthaft 100'000 Arbeitsplätze unmittelbar durch Automatisierung ersetzt, gleichzeitig aber über 230‘000 neu geschaffen worden. Mit anderen Worten: Fiel ein Arbeitsplatz weg, entstanden zwei neue.
Ähnlich sieht es in den meisten europäischen Ländern inklusive Deutschland aus, wie eine Studie des Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung zeigt. Es gibt wenig Anzeichen, dass sich dieses Kräfteverhältnis in den nächsten Jahrzehnten ändert. Untersuchungen zeigen, dass der stellenschaffende Effekt im ICT-Sektor, einem der Treiber des digitalen Zeitalters, besonders ausgeprägt ist. Durch jede Stelle in der High-Tech-Industrie entstehen in der lokalen Wirtschaft rund fünf zusätzliche Stellen.
Voranschreitender Strukturwandel
Auch wenn ein baldiges Ende der Arbeit unwahrscheinlich ist, bleibt der Arbeitsmarkt nicht unberührt. Automatisierung und Digitalisierung haben in den vergangenen Jahren zu einem beträchtlichen Strukturwandel geführt. Tausende Arbeitsplätze haben sich zwischen Branchen und Sektoren verschoben, einige Berufe verschwanden, andere entstanden neu.
Diese Art der schöpferischen Zerstörung wird weitergehen und sich möglicherweise sogar beschleunigen. Entscheidend ist deshalb die Frage, in welche Richtung sich der Arbeitsmarkt verändern wird resp. welche Kompetenzen in Zukunft benötigt werden.
Indikatoren für zukunftssichere Kompetenzen
Anhand von zwei Indikatoren hat Deloitte die zukunftssichersten Kompetenzen für Schweizer Beschäftigte abgeleitet. Der erste Indikator ist eine Extrapolation der Beschäftigung von 2013 bis 2030. Diese soll zeigen, in welchen Bereichen wie viele Stellen entstehen. Zukünftige oder erst kürzlich eingesetzte technologische Entwicklungen, die sich noch nicht auf die Beschäftigung ausgewirkt haben, fließen somit nicht in die Analyse mit ein.
Deshalb wird ein zweiter Indikator hinzugezogen: Die Automatisierbarkeit bzw. der Schutz vor Automatisierung. Je tiefer die Automatisierbarkeit einer Kompetenz, desto unwahrscheinlicher ist es, dass eine Maschine oder Software diese in den nächsten Jahrzehnten besitzen wird.