Immer mehr Online-Händler kooperieren mit Schweizer Logistikdienstleistern. Sie bieten Schweizer Kunden eine zollfreie Lieferungen aus dem Ausland an. Das Einkauferlebnis ist mit dem bei Schweizer Online-Händlern vergleichbar – bei meist niedrigeren Preisen und einem grösseren Angebot.
Auch ein Lieferservice in zwei bis drei Tagen ist im grenzüberschreitenden Online-Handel heute kein Problem mehr. Immer mehr ausländische – aber auch deutsche – Online-Händler garantieren Schweizer Verbrauchern ein Markterlebnis wie beim Shopping im eigenen Land durch ausgefeilte, grenzüberschreitende Logistiklösungen.
Die Lust am Online-Einkauf im Ausland wird auch dann nicht schwinden, wenn der steuerfreie Einkauf von Waren im Wert von bis zu 300 Franken abgeschafft wird. Der Nationalrat hat die Gesetzesänderung bereits beschlossen. Die Zustimmung des Ständerats ist noch ausstehend. Aber auch dafür wird der Handel eine Lösung finden.
1. Bequemlichkeit gewinnt
2014 gaben Herr und Frau Schweizer rund 6.7 Milliarden Franken beim Internet-Shopping aus. Während der Detailhandel eine Nullrunde drehte, legte der Schweizer Online- Versandhandel um zehn Prozent zu.
Eine im März veröffentlichte Studie des Forschungszentrums für Handelsmanagement an der Hochschule St. Gallen zum Phänomen Online-Handel zeigt, dass:
- 25 Prozent der Konsumenten ihren Online-Kauf abbrechen, weil sie den Heimlieferservice als schlecht empfinden.
- 21 Prozent weil sie sonst irgendwelche schlechten Erfahrungen mit dem Anbieter gemacht haben.
Negative Erlebnisse aller Art wirken sich äusserst ungünstig auf Wiederholungskäufe aus. Für den Unternehmenserfolg eines E-Commerce-Anbieters ist daher neben dem Preis – inklusive Zoll und Mehrwertsteuer – das effiziente Management der Logistik-Kette ganz entscheidend. Dazu zählen:
- Verfügbarkeit der Waren auf Grosshandelsniveau
- Liefergenauigkeit zum Kunden
- Flexibilität
- innovative Lösung bei der Anlieferung
Die Anforderungen der Kunden sind je nach Produkt – wie Elektronik, Mode, Möbel oder Lebensmittel – sehr unterschiedlich. Was passiert, wenn der Kunde bei der Anlieferung nicht zu Hause ist? Muss er dann zum Postamt? Gibt es Pick-up Stellen? Kommt der Paket-Dienstleister am nächsten Tag nochmals vorbei? Werden Möbel bis in die gute Stube geliefert und dort montiert? Wer mit einem Logistikdienstleister zusammenarbeitet, muss Folgendes prüfen:
- ob dieser die Kundenerwartungen beim Heimlieferservice erfüllt
- die Sendungsvolumen auch zu Spitzenzeiten bewältigen kann – zum Beispiel vor Weihnachten
- ob Komfortfunktionen wie eine elektronische Sendungsverfolgung zum Angebot gehören
2. Fiskalvertretung und Verzollung
Auch ohne eigenen Firmensitz in der Schweiz steht deutschen und anderen ausländischen Online-Händlern der Schweizer Markt offen – insofern sie sich einen kompetenten Partner aussuchen, der die Fiskalvertretung organisieren kann. Der Fiskalvertreter eröffnet dann ein Zollkonto bei der eidgenössischen Zollverwaltung. Einfuhrabgaben und eventuelle Ausfuhrrückerstattungen werden direkt auf das Konto verbucht. Ausserdem übernimmt der Fiskalvertreter die Registrierung bei der Schweizer Steuerbehörde und erstellt eine periodische Mehrwertsteuerabrechnung.
Als Stolpersteine und nicht zu unterschätzende Markteintrittshürden für Online-Anbieter haben sich vor allem die Verzollung und die grenzüberschreitende Retouren-Logistik erwiesen. Sie erfordern einen Kompetenzaufbau und Managementkapazitäten – oder die Zusammenarbeit mit einem versierten Logistikdienstleister, der über mehrjährige Erfahrung im grenzüberschreitenden E-Commerce verfügt. Gerade bei den Retouren klemmt es häufig. Das kann ins Geld gehen; denn in den meisten Fällen übernimmt der Händler die Retourenkosten.
3. Händler ohne Ware
So genannte Fulfillment-Dienstleistungen werden meist modular angeboten. Der Online-Händler tut – je nach eigener Organisation und Erfahrung – gut daran zu prüfen, ob ein Full-Service Dienstleister nicht die bessere Wahl wäre. Sie vermindert Kommunikations- und Schnittstellenprobleme.
Der Trend geht ausserdem Richtung warenloser Online-Handel. Die Ware wird erst beim Hersteller geordert, wenn die Kundenbestellung eingetroffen ist – und dann direkt vom Hersteller zum Konsolidierungslager transportiert. Oder die Ware wird bereits verkauft, wenn sie noch auf dem Schiff oder im Flugzeug aus Übersee unterwegs ist. Für diese Geschäftsmodelle wird ein Logistikpartner benötigt, der Erfahrung im Marktsegment Luft- und Seefracht mitbringt und über strategisch gut gelegene, kosteneffiziente EU-Lager zur Bündelung von Warensendungen verfügt. Aber auch ein leistungsstarkes, europäisches Transportnetzwerk und eine flächendeckende Feinverteilung in der Schweiz sind ein Muss.
Fazit
Last but not least sollte der Logistikdienstleister in der Lage sein, mit dem Online-Händler zu wachsen. Der Online-Handel wird auch in Zukunft, sowohl durch «Pure-Player» als auch durch Multi-Channel-Marketing weiter zunehmen.
(Bildquelle: © iStockphoto/monkeybusinessimages)