Der Rheinfall im Kanton Schaffhausen ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Schweiz und ein Touristenmagnet, der jährlich über eine Million Besucher anzieht. Auf dem SIG Areal in Neuhausen am Rheinfall, direkt bei Europas grösstem Wasserfall, wo einst die Schweizerische Industrie-Gesellschaft (SIG) international prämierte Eisenbahnwaggons und erste Elektroautos baute, wird heute an der Zukunft der Mobilität gearbeitet. Denn dort testet das Mobilitäts-Start-up AMoTech einen selbstfahrenden Bus. Projektpartner sind die Verkehrsbetriebe Schaffhausen, die Standortförderung Schaffhausen sowie Trapeze – ein weltweit führender Hersteller von Softwaresystemen für den öffentlichen Verkehr. Damit wird auf dem SIG Areal die Mobilitätsgeschichte weitergeschrieben.
Schaffhausen als treibende Kraft der Mobilität der Zukunft Teil 1
Weltneuheit in Schaffhausen
Versuche mit selbstfahrenden Bussen gibt es weltweit bereits mehrere. Selbst in der Schweiz sind eine Handvoll solcher Fahrzeuge auf den Strassen unterwegs. Doch das Schaffhauser Projekt «Linie 12» – so dessen offizieller Name – ist weltweit einzigartig. Der Bus ist in das Leitsystem der lokalen Verkehrsbetriebe integriert und fährt seine Runden im normalen Strassenverkehr durch das Ortszentrum von Neuhausen am Rheinfall. Das heisst, es wird im gemeinsamen System mit der normalen Fahrzeugflotte der Schaffhauser Verkehrsbetriebe überwacht und gesteuert. Damit hebt sich das Projekt von allen anderen Pilotbetrieben in der Schweiz, Deutschland oder sonst wo auf der Welt ab. In der zweiten Jahreshälfte soll der Bus dann Rheinfallbesucher zwischen dem Ortszentrum und der Promenade am Rheinfallbecken hin und her transportieren.
Das Projekt stösst international auf Interesse und stand kürzlich an der IT-Trans in Karlsruhe im Fokus, wo Besucher auf dem Messegelände mit dem Bus fahren konnten. Im Rahmen von Vortragsreihen wurde das Projekt «Linie 12» weiteren Vertretern aus der Branche des öffentlichen Personenverkehrs bekannt gemacht. Zudem hat das Projekt bereits zu einer ersten Kooperation mit einer deutschen Stadt geführt, die gemeinsam mit der Firma AMoTech ebenfalls einen selbstfahrenden Bus auf die Strassen bringen will.
Vom Bus zum Mobilitätszentrum
Um solche Kooperationen in Zukunft verstärkt anzugehen, hat sich aufbauend auf dem Projekt «Linie 12» das «Swiss Transit Lab» entwickelt. In diesem Mobilitätslabor sollen Branchenlösungen erarbeitet und die Zukunft gestaltet werden. Neben dem selbstfahrenden Bus werden hier künftig weitere Projekte rund um das Thema «Smart Mobility» in Angriff genommen. Bereits das Projekt «Linie 12» mit dem selbstfahrenden Bus schafft hier eine Vielzahl an Berührungspunkten, etwa in den Bereichen Ticketingsystemen, Depot- und Parkinglösungen oder «Mobility as a Service» (Maas) – und bietet die Gelegenheit, bei einem Besuch des Rheinfalls auch gleich die Zukunft der Mobilität live zu erleben.
Das «Swiss Transit Lab» soll aber auch mit zahlreichen anderen Themenfelder rund um das Konzept der «Smart City» Berührungspunkte schaffen. So ist absehbar, dass sich das «Swiss Transit Lab» in Zukunft zu einem Kompetenzzentrum für umfassende Smart- Cities-Lösungen entwickeln wird. Dabei orientiert sich das Labor weder an Kantons- noch Landesgrenzen und will sich zu einem Ort entwickeln, an dem zahlreiche Unternehmen aus der ganzen Welt sowie auch Hochschulen den Herausforderungen von heute und morgen im gemeinsamen Austausch begegnen, ihre Ideen für die Mobilität von morgen testen und in der Realität anwenden können – so wie dies derzeit mit der «Linie 12» geschieht. Dafür existiert im Kanton Schaffhausen auch das richtige Umfeld: Mit einem Anteil von 30 Prozent an der Gesamtwertschöpfung im Kanton ist die Industrie ein wichtiges Rückgrat mit Zukunft. Ein Grossteil der Industrie- und Hightechunternehmen ist dabei im Bereich Verkehrstechnik oder als Zulieferer für die Automobilindustrie tätig. So steckt etwa in fast jedem Airbag dank der Produkte von Trelleborg Sealing Solutions ein Stück Schaffhausen.