Auch traditionelle Berufe stehen vor den Herausforderungen der Digitalisierung (Bild: Etermin Schweiz AG Niederurnen, Samuel Trümpy)
14. Jan 2021, Standort | Transformation zur digitalen Arbeit

Transformation zur digitalen Arbeit – jetzt erst recht

Der Kanton Glarus stellt sich dem technologischen Wandel. Vor einem Jahr hat der Glarner Regierungsrat mit viel Weitsicht seine Digitalisierungsstrategie verabschiedet. Ein halbes Jahr später hat das Departement Volkswirtschaft und Inneres die Umsetzung als Mehrjahresprogramm «Transformation zur digitalen Arbeit in allen drei Sektoren» erlassen. Das Programm zeigt die Potenziale der Transformation auf, schafft Rahmenbedingungen und definiert griffige Massnahmen.

Diese erhalten im Kontext der Pandemie zusätzliche Bedeutung. Das aktuelle Umfeld macht deutlich, wie wichtig Hochleistungsdateninfrastrukturen, mobiles Arbeiten und digitale Dienstleistungen heute schon sind. Deshalb soll die öffentliche Verwaltung im Kernbereich digitalisiert sein und der Kanton Glarus bald die Rahmenbedingungen für die Transformation zur digitalen Arbeit gewährleisten. Das verbindende Element ist die Verfügbarkeit digitaler Grundkompetenzen.

Kantonale Verwaltung als regionales Vorbild

Der digitale Wandel betrifft Menschen, Unternehmen und Verwaltung. Die Digitalisierungsstrategie für die kantonale Verwaltung (DIGLA) beinhaltet eine Vision und sechs Handlungsfelder. Sie stuft den Bedarf nach flexibler und zugänglicher technologischer Infrastruktur als hoch ein. Neue Kundenbedürfnisse sind laufend zu identifizieren, auch durch neue technische Möglichkeiten. Es geht also darum, neue Kanäle und Kooperationen zu prüfen. Der digitale Wandel erfasst auch die Art der Zusammenarbeit. Dazu gehören mobiles Arbeiten sowie neue, agile Organisationsformen mit Fokus auf den Wissenstransfer.

Auch die unterschiedlichen Kenntnisse bezüglich der Nutzung von Geräten und Software finden Einzug in die Digitalisierungsstrategie. Der digitale Wandel erfordert neue Fähigkeiten und Denkweisen, die mit gezielten Ausbildungsmassnahmen in der Grund- und Weiterbildung erlangt und gefördert werden. Im Bereich der zukünftig relevanten Berufe will die kantonale Verwaltung eine Vorbildfunktion einnehmen und ab 2021 IT-Angestellte über den eigenen Bedarf hinaus ausbilden.

Vier Themen im Fokus der Standortförderung

Das Mehrjahresprogramm 2020 bis 2025 der Glarner Standortförderung verfolgt vier Fokusthemen.

  • Basisinfrastruktur weiterentwickeln

Eine verlässliche und moderne ICT-Infrastruktur bildet die Basis für die Digitalisierung in allen Bereichen (Bevölkerung, Unternehmen, Verwaltung). Eine moderne und kostengünstige Infrastruktur schafft für alle Marktteilnehmer die Grundvoraussetzungen zur Ermöglichung der digitalen Transformation.

  • Digitale Kompetenzen aufbauen

Der technologische Wandel ist spürbar. Bestehende Berufsbilder verschwinden und neue tauchen auf. Noch ist offen, welches Fachwissen und welche Kompetenzen in Zukunft gefragt sind. Weiterbildung hat einen grossen Stellenwert, um die Arbeitsmarktfähigkeit der Bevölkerung aufrecht zu erhalten.

  • Digitale Verwaltungsangebote entwickeln

Eine digitale Verwaltung mit transparenten, verwaltungsübergreifend vernetzten und effizienten Prozessen fördert die Attraktivität des Kantons Glarus als Arbeits- und Wirtschaftsstandort.

  • Innovationen fördern

Attraktive Rahmenbedingungen ermöglichen Unternehmen und Start-ups die nötige Freiheit und Flexibilität zur Entwicklung von Innovationen. Innovativere Unternehmen tragen wiederum zu einem zukunftsfähigen, attraktiven Arbeits- und Wirtschaftsstandort bei.

Datenaustobahnen sind die Grundlage für die digitale Zukunft. Bild: Industrie Bilten vo dem Mürtschenstock (Samuel Trümpy)
Acht Massnahmen von 2020 bis 2025

Entlang der vier Fokusthemen enthält das Mehrjahresprogramm 2020 bis 2025 acht Massnahmen, welche die Standortförderung konkret umsetzt.

  • Abdeckung schnelles Internet dokumentieren

Schnelles Internet ist die Grundvoraussetzung für mobiles und standortunabhängiges Arbeiten, für die globale Zusammenarbeit und die persönliche Weiterbildung. In einem ersten Schritt dokumentiert deshalb eine IST-Analyse die Situation im Kanton Glarus. Aus dem Überblick leiten das Amt für Wirtschaft und Arbeit und die Technischen Betriebe der drei Gemeinden Massnahmen für die nächsten Jahre ab.

  • Förderpaket schnelles Internet schnüren

Nach der Bestandsaufnahme geht es darum, den Nutzen der Digitalisierung zu realisieren. Punktuelle Lücken werden angegangen und aufgehoben. Das Förderpaket umfasst mehrere Teilmassnahmen, um schnelles Internet im Berg- und Randgebiet zu ermöglichen. Dazu gehören z.B. Unterstützung von Pilotprojekten, Beiträge an Infrastrukturkosten oder Erschliessung von Accesspoints.

  • Interesse für MINT wecken

Der technologische Wandel schafft Arbeitsplätze in Technik und Informatik. Die Nachfrage nach Fähigkeiten in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) steigt. Der landesweite und regionale Fachkräftemangel bedingt eine Förderung der MINT-Fächer ab Volksschule. Um Perspektiven aufzuzeigen, bietet das Amt für Wirtschaft und Arbeit in und neben der Schule Möglichkeiten, sich Kompetenzen anzueignen und zu begeistern.

  • Digitale Grundkompetenzen fördern

Durch die Digitalisierung entstehen neue Arbeitsfelder, es verschwinden aber auch traditionelle Jobs. Die Ausprägung dieser Veränderung ist noch offen – es ist aber wichtig, die Bevölkerung darauf vorzubereiten. Ein Impulsprogramm soll Massnahmen – z.B. Qualifizierung Erwachsener oder neue Ausbildungswege im Bereich Digitalisierung – bündeln sowie zielgerichtet und koordiniert umsetzen.

  • Erwachsenenbildung verbessern

Die Aus- und Weiterbildung ist ein Schlüsselelement zur digitalen Transformation. Bund und andere Kantone bieten bereits Programme, die auch der Kanton Glarus zur optimalen Förderung nutzen kann. Die Aus- und Weiterbildungsangebote sollen der ganzen Bevölkerung im Kanton Glarus zugänglich und bekannt sein.

  • Digitale Dienstleistungen für KMU ausbauen

Eine digitale, transparente, vernetzte und effiziente Verwaltung fördert die Attraktivität des Kantons Glarus als
Arbeits- und Wirtschaftsstandort. Deshalb werden effiziente digitale Dienstleistungen, insbesondere für KMU, gefördert – z.B. die digitale Unternehmensgründung. Zudem sind Tools zu schaffen, die im ganzen Kanton genutzt werden können – z.B. Chat-Bots oder smarte Formulare, die auch adaptiert werden können.

  • Start-up-Dynamik auslösen

Der Aufbau eines lebendigen Start-up-Ökosystems löst Dynamik für den ganzen Kanton aus. Nachhaltige Wirkung wird dann erreicht, wenn sich Start-ups in einem gemeinsamen Themenumfeld gegenseitig beeinflussen und ein enger Austausch stattfindet. Hier werden auch Fördermassnahmen miteinbezogen.

  • Betriebe in der digitalen Transformation unterstützen

Die Veränderungen im Umfeld fordern das Gewerbe, die Landwirtschaft, die Handwerker, die Industrie, den Detailhandel und den Tourismus. Intelligente Weiterentwicklungen, die z.B. bei Bergbauern zum Einsatz kommen, sind auch für andere Unternehmen interessant. Mit solchem Potenzial kann der Kanton Glarus eine Vorreiterrolle in der technologieunterstützten Unternehmensentwicklung übernehmen.




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